Erst 20 Prozent der deutschen Unternehmen haben damit begonnen, ihre Lieferkette zu digitalisieren, so das aktuelle Hermes-Barometer. Und lediglich acht Prozent haben eine digitale Supply Chain bereits umgesetzt. Das ist erstaunlich – gilt die Logistikbranche doch als Digitalisierungs-Vorreiter. Wo drückt der Schuh?
Tatsächlich haben viele Logistik-Entscheider noch nicht erkannt, welchen wirtschaftlichen Nutzen ihnen die Digitalisierung der Supply Chain bringt. Als wichtigste Technologien für ihren Bereich sehen sie selbstlernende Systeme, mobile Anwendungen und Blockchain-Technologie. IoT erachten laut der Hermes-Studie dagegen nur 32 Prozent der Befragten als relevant, Cloud-Dienste sogar nur 25 Prozent.
Vermutlich liegt das daran, dass Unternehmen bei der Digitalisierung noch zu sehr auf ihre eigenen Prozesse konzentriert sind. Derzeit kümmern sich die meisten um die Optimierung des Lagerbestandes. In der Anfangsphase ist dies sicher richtig. Doch der nächste Schritt muss über den Tellerrand hinausgehen. Denn die Supply Chain ist kein Single-Player-Spiel, sondern ein komplexes Konstrukt, an dem viele verschiedene Firmen beteiligt sind. Jeder davon hat sein eigenes proprietäres IT-System. Die große Herausforderung besteht darin, dass alle an der Lieferkette Beteiligten ihre Prozesse digitalisieren und vernetzen müssen. Wenn diese in der Lage sind, untereinander in Echtzeit Daten auszutauschen, kann Ende-zu-Ende-Transparenz über den gesamten Lieferprozess entstehen.
In der Supply Chain gibt es viel zu verbessern
Der Aufwand lohnt sich. Denn die Digitalisierung der Supply Chain hilft Unternehmen dabei, die sieben R’s der Logistik besser umzusetzen: Die Bereitstellung des richtigen Produktes, in der richtigen Menge, in der richtigen Qualität, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, zu den richtigen Kosten, für den richtigen Kunden. Am Ende zahlt sich das in barem Geld aus. Denn durch die Transparenz lassen sich Prozesse optimieren, Reaktionszeiten beschleunigen und Kosten sparen.
Derzeit hat jeder der Beteiligten nur einen Teilausschnitt des Gesamtbildes. Ein Unternehmen erfährt zwar, wann die bestellte Ware versendet wurde. Was auf dem Transportweg passiert, ist jedoch wie ein großes schwarzes Loch. Wenn ein Schiff Verspätung hat oder die Ware gar beschädigt oder gestohlen wird – all das erfährt der Empfänger meist erst am Ende des Prozesses, wenn die Lieferung nicht ankommt. So verliert er wertvolle Zeit, bis er Ersatz bestellen kann.
Echtzeit-Informationen gewinnen und Medienbrüche vermeiden
In einer digitalisierten Lieferkette wäre der Empfänger dagegen jederzeit über den Standort und Zustand seiner Bestellung informiert. Er wüsste sofort über Verspätungen oder andere Probleme Bescheid und könnte umgehend reagieren – im Idealfall schon, bevor ein Problem überhaupt auftritt. So könnte ein System zum Beispiel anhand der Wetterprognose oder des Verkehrsberichts vorhersagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Verzögerungen ist.
Indem die IT-Systeme aller Beteiligten miteinander kommunizieren, können sie auch Dokumente wie Frachtpapiere oder Empfangsbestätigungen digital und medienbruchfrei austauschen. Das vermeidet Übertragungsfehler von Papierdokumenten und beschleunigt bürokratische Prozesse.
Mit Asset Tracking Waren immer im Blick behalten
Eine wichtige Rolle innerhalb der digitalisierten Lieferkette spielt das Asset-Tracking. Dafür gibt es bereits zahlreiche Anwendungen. Asset-Tracking dient sowohl dazu, die Transportmittel wie LKW oder Container zu verfolgen, als auch die Ware an sich. Dadurch können Unternehmen eine Sendung über alle Kontaktpunkte der Supply Chain hinweg überwachen. Solche IoT-Anwendungen liefern nicht nur Informationen darüber, wo sich die Bestellung gerade befindet. Sie können zum Beispiel auch über Sensoren die Temperatur in einem Container kontrollieren und eine Warnmeldung absetzen, wenn es zu warm wird. Gerade beim Transport von verderblichen Lebensmitteln kann dies wichtig sein, um Aufschluss über den Zustand der Ware zu erhalten. Lichtsensoren erkennen, wann ein Container geöffnet wird. Passiert dies zu einer ungeplanten Zeit, kann das auf einen Diebstahl hindeuten.
Die Zukunft ist vernetzt
Laut der Hermes-Studie sind sich immerhin 42 Prozent der Unternehmen bewusst, dass sie digitalisierte Prozesse in der Lieferkette schaffen müssen. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass sie bei der Auswahl ihrer Logistik-Dienstleister künftig auch auf deren Digitalisierungs-Expertise achten wollen. Um Ende-zu-Ende-Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg zu schaffen, müssen sich alle Beteiligten vernetzen. Am besten geht das über eine zentrale Cloud-Plattform, die Schnittstellen zu den Einzelsystemen bietet und über die der gesamte Kommunikationsfluss läuft. Die Digital Business Platform der Software AG schafft dafür die Grundlage.
Erfahren Sie hier mehr über die Digitalisierung der Supply Chain oder sprechen Sie auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin direkt mit unseren Experten.
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