
Interview mit Dr. Peter Schnell über die Software AG-Stiftung
Herr Dr. Schnell, vor 47 Jahren waren Sie einer der Mitbegründer der Software AG und haben das Unternehmen später viele Jahre als Vorstandsvorsitzender erfolgreich geführt. Mit der Entwicklung von Adabas haben Sie selbst den Grundstein für den Erfolg der Software AG gelegt. Ein Fundament, das noch immer trägt. Erst vor kurzem haben wir unseren Kunden zugesichert, dass Adabas & Natural über das Jahr 2050 hinaus angeboten werden. Wenn Sie einmal zurückblicken, an welche Meilensteine in der Entwicklung der Software AG erinnern Sie sich besonders gerne?
Peter Schnell: Es ist für einen heutigen IT-Mitarbeiter schwer vorstellbar, wie völlig anders die Welt der EDV in den 70-er Jahren war. Es gab praktisch keine PCs, keine Rechnerkopplung, nur riesige Computer mit – gegenüber heute – extrem kleiner Ausstattung. Die erste Version von ADABAS wurde auf einer Anlage mit 128 Kbyte Hauptspeicher und fünf Plattenlaufwerken mit je 7,5 Mbyte Kapazität entwickelt. Gegenüber einem heutigen PC bedeutet dies weniger als ein 60.000stel des Hauptspeichers und weniger als ein 130.000stel der externen Plattenkapazität. Diese Maßstabsänderungen haben natürlich im Gedächtnis ihre Spuren hinterlassen. Die erste Installation von ADABAS 1971 bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf fand auf einem „IBM-Großcomputer“ mit 512 kB Hauptspeicher statt. Über diese Installation könnte man allein schon lange Geschichten erzählen.
Die Art, wie man Software entwickelt, wie man Lizenzverträge macht, wie man potentiellen Kunden erklären musste, warum Datenbanken sinnvoll sind und all diese heutigen Selbstverständlichkeiten mussten damals von uns erfunden werden. Das bleibt natürlich im Gedächtnis, wenn man die weitere Entwicklung etwas verfolgt hat.
Im Jahr 1992 haben Sie sich entschieden, die Software AG-Stiftung zu gründen. Was waren Ihre Beweggründe dafür?
Peter Schnell: Wie ich in vielen Interviews und Reden immer wieder betont habe und betone, habe ich mich als Alleinaktionär nie als jemand gefühlt, der diese Werte der Aktion als einen persönlichen Besitz ansieht. Die Werte, die die Firma darstellte, sind von den Mitarbeitern, von denen ich einer war, geschaffen worden. Daher war es für mich selbstverständlich, dass ich diese Werte der menschlichen Gesellschaft zurückgebe, und dies geht in vernünftiger Weise nur in Form einer gemeinnützigen Stiftung.
Im Jahr 2011 wurden insgesamt 215 Projekte von der Stiftung gefördert. Nach welchen Aspekten werden diese ausgewählt. Welche Projekte stehen im Fokus?
Peter Schnell: Die weitaus meisten Projekte werden an uns herangetragen. Die Auswahl müssen wir einerseits nach den Stiftungszwecken in unserer Satzung treffen, andererseits ist die Analyse der einzelnen Projektidee, die wir beim Projektträger vor Ort vornehmen, sehr wichtig. Nur dadurch erfahren wir etwas über den Geist der Menschen, die da tätig sind, die Ernsthaftigkeit des Anliegens, die Weitsicht für ein Projekt, die mögliche Vorbildwirkung eines Projektes und andere Fakten, die im schriftlichen Antrag kaum enthalten sind.
Software AG und Software AG-Stiftung sind zwei komplett eigenständige Organisationen. Als Gründer von AG und Stiftung sind Sie ein Bindeglied zwischen beiden. Eine weitere Verbindung besteht darin, dass die Software AG-Stiftung rund 30 % der Aktien der Software AG hält. Das bedeutet, dass knapp ein Drittel unseres Gewinns in gemeinnützige Projekte fließt. Unsere Mitarbeiter macht das stolz. Wie wichtig ist Ihnen diese Verbindung?
Peter Schnell: Hier liegt in der Frage teilweise ein Irrtum vor. Nur etwa ein Drittel der als Dividende ausgeschütteten Gewinne fließt in die Software AG – Stiftung, also in gemeinnützige Projekte, so dass dies weniger als zehn Prozent des Gewinns der SAG darstellt. Wichtig für mich sind die persönlichen Verbindungen zu einzelnen Personen und nicht so sehr die formalen, juristischen.
Welche Projekte (der Stiftung) liegen Ihnen besonders am Herzen?
Peter Schnell: Eigentlich sind dies alle solche Projekte, die in ihrer Vorbildfunktion möglichst viele Menschen dazu animieren darüber nachzudenken, wie unsinnig der heutige Materialismus als Weltanschauung ist, da er die Realität der geistigen Welt ignoriert und unterdrückt, und damit im Bewusstsein verdrängt, wie wesentlich die Wirkung der nichtphysikalischen Kräfte überall in unserer Umgebung sind. Natürlich müsste man über dieses Thema viele Seiten ausführen, was in diesem Rahmen aber nicht möglich ist.
Wie stark bringen Sie sich selbst noch in die Stiftung mit ein? Was ist Ihnen wichtig?
Peter Schnell: Die Software AG – Stiftung ist für mich heute ebenso eine Schicksalsaufgabe wie die Software AG vor 40 oder mehr Jahren. Daher verfolge und begleite ich natürlich alle wesentlichen Vorgänge der Stiftung, insbesondere in Bezug auf die Menschen, die sich dort zusammenfinden.
Blicken wir zum Abschluss noch einmal zurück. Die Zeiten seit Gründung der Software AG als kleine Softwareschmiede bis heute hin zum börsennotierten Aktienunternehmen haben sich geändert. Inwieweit beobachten Sie den Weg der Software AG noch heute? Was sind für Sie die bedeutendsten Veränderungen?
Peter Schnell: Der Markt hat sich völlig geändert. Die Software-Erwartungen haben sich völlig geändert. Die Digitalisierung hat völlig neue Ebenen der Abstraktion von Geschäftsprozessen mit sich gebracht. Die Software-Entwicklung und natürlich die Verfügbarkeit von Computerressourcen haben sich dramatisch verändert. Das heißt, dass eigentlich sich alles völlig verändert hat in den letzten 40 Jahren. Die Entwicklung der Softwareindustrie kann man richtig nur verfolgen, wenn man selbst im Tagesgeschäft drinsteht. Dies ist bei mir nicht mehr der Fall. Deswegen sehe ich mich auch bei den meisten Fragen über Inhalte nicht mehr urteilsfähig.
Was würden Sie gerne unseren Mitarbeitern an Werten mitgeben, die gerade im heutigen Geschäft, aber auch in unserer Gesellschaft, wichtig sind?
Peter Schnell: Das wirkliche Mitgeben von Werten kann nur in der persönlichen Kommunikation geschehen. Aber allgemein möchte ich schon erwähnen, dass entscheidend ist die persönliche Integrität und Authentizität, damit die Gesellschaft wieder menschlicher wird.