Der Krise immer einen Schritt voraus

Der Krise immer einen Schritt voraus

Daten sind der Rohstoff unserer Zeit und machen den entscheidenden Unterschied – so erklingt derzeit allerorts das Mantra. Ein Mantra, das bei allen Übertreibungen völlig berechtigt ist.

Quer durch alle Branchen erhofft man sich, durch die Auswertung großer Datenmengen bislang verborgene Informationen zu gewinnen. Mit ihnen kann man vermeintlich unvorhersehbare Ereignisse präzise prognostizieren, unentdeckte Zusammenhänge aufspüren, Prozesse optimieren oder ganz neue Produkte und Dienste maßgeschneidert entwickeln. Kurzum: Daten werden zum zentralen Wertschöpfungsfaktor und damit zum Treibstoff der wirtschaftlichen Entwicklung.

Big Data im Katastrophenmanagement

Dass Big Data sogar Leben retten kann, zeigt das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Forschungsprojekt sd-kama (Smart Data Katastrophenmanagement). Ziel von sd-kama ist es, eine Informationsplattform für das Katastrophenmanagement zu entwickeln und für das Hochwasserschutzmanagement der Stadt Köln zu pilotieren. Die dortige Hochwasserschutzzentrale arbeitet ganzjährig und ist damit einzigartig in Deutschland. Auf der Plattform werden Daten aus verschiedenen Quellen – Verkehrs-, Satelliten-, Pegel-, Wetter-, Bild- und Videodaten sowie Vitaldaten der Einsatzkräfte – zusammengeführt, in Echtzeit analysiert, aufbereitet und als Smart Data in eine digitale Lagekarte eingespielt. Mit ihr erhält die Kölner Hochwasserschutzzentrale nicht nur einen detaillierten Überblick über die aktuelle Situation, sondern auch verlässliche Prognosen über die weitere Entwicklung. So kann die Einsatzleitung die richtigen Prioritäten setzen und die Einsatzkräfte dort konzentrieren, wo sie am dringendsten gebraucht werden – und das sogar vorausschauend.

sd-kama stellt ein umfassendes Lagebild bereit, das neben der Hochwassersituation, den getroffenen Gegenmaßnahmen und Bild- bzw. Videomaterial auch die aktuelle Verkehrslage sowie den Standort von Depots und Logistikern umfasst. Grafische Simulationen geben Auskunft, welche Gebiete wegen des steigenden Hochwassers demnächst überspült werden. Die Einsatzleitung weiß damit bereits im Voraus, wo sich die nächsten Krisenherde anbahnen, und kann proaktiv und zielgerichtet geeignete Gegenmaßnahmen einleiten – im Ernstfall zählt schließlich jede Minute.

Eine App und Wearables unterstützen die Einsatzkräfte

Ein weiterer Clou von sd-kama: Mittels Wearables (Arm- und Brustbänder), die über diverse physiologische Werte permanent den Stresspegel der Einsatzkräfte ermitteln, kann die Einsatzleitung in Echtzeit erkennen, an welcher Stelle die Einsatzkräfte besonders unter Druck stehen, also wo Verstärkung oder Ablösungen dringend benötigt werden. Um hierbei dem Datenschutz gerecht zu werden, werden die Wearables freiwillig und erst nach Einwilligung getragen sowie ausschließlich zur Ermittlung des Stresspegels eingesetzt. Darüber hinaus wird den Einsatzkräften eine App fürs Smartphone bereitgestellt, mit denen sie vor Ort Fotos schießen sowie Videos aufnehmen und diese mit nur einem Klick automatisch an die Informationsplattform schicken können. Dieses Bildmaterial rundet das Lagebild ab und ermöglicht es der Einsatzleitung, sich in der Zentrale einen unmittelbaren Eindruck von der Situation vor Ort zu machen, etwa den Zustand der Schutzwände zu bewerten.

Praxistest bestanden

Wearables und Foto-App wurden nun im Rahmen der alljährlichen Hochwasserschutzübung der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR erstmals in der Praxis getestet. Rund 100 Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt, darunter Helfer des Technischen Hilfswerks sowie externe Dienstleister. Als Vorbereitung für den Ernstfall probten sie den Aufbau von knapp drei Kilometern Schutzwänden in der Kölner Innenstadt unter realitätsnahen Bedingungen. Wearables und Foto-App haben dabei den Härtetest bestanden und müssen jetzt in den letzten Monaten des Projektes von ihren technischen Kinderkrankheiten, beispielsweise in puncto Stabilität und Bedienerfreundlichkeit, befreit werden – die letzten Schritte auf dem Weg zum Projekterfolg.

Die weiteren Einsatzmöglichkeiten von sd-kama sind vielfältig. Sie reichen vom Katastrophenmanagement über die Sicherung von Großereignissen bis hin zur Überwachung der Supply Chain. sd-kama kann seine gesamten Vorteile überall dort voll ausspielen, wo es darauf ankommt, in einer unübersichtlichen Situation viele Informationen in kürzester Zeit zu bewerten und aus ihnen die richtigen Schlüsse abzuleiten. Das ist Big Data in R(h)einkultur.

Machen Sie sich selbst ein Bild: Weitere Informationen zum Projekt sd-kama finden Sie hier.

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Mit Adapa, dem Gott der Weisheit, zur Unsterblichkeit?

Mit Adapa, dem Gott der Weisheit, zur Unsterblichkeit?

Seit Dezember 2016 gehört Zementis zur Software AG. Das US-Unternehmen mit Sitz in San Diego, Kalifornien, entwickelt Software für Deep Learning, eine Kernfunktion des maschinellen Lernens und der Datenauswertung. Deep Learning ist eine Basistechnologie zur Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI). Wir sprachen mit Zementis-Gründer Michael Zeller über die ersten Monate unter dem Dach der Software AG und über den Megatrend KI.

Herr Zeller, was hat sich bei Zementis seit Dezember verändert?

So einiges – aber die Integration in die Software AG erleben wir nicht als harten Schritt, sondern vielmehr als einen fließenden Übergang, denn wir waren ja vorher schon Partner der Software AG. Unser zwölf Mann starkes Artificial Intelligence (AI) R&D Team arbeitet nun an allen Standorten – von Kalifornien bis Hyderabad in Indien – noch enger mit den neuen Kollegen zusammen. Diese wiederum bringen uns großes Interesse entgegen, was uns richtig freut. Die Marke Zementis Predictive Analytics bleibt übrigens weiterhin bestehen und ergänzt das Portfolio der Software AG um innovative Software-Produkte für maschinelles Lernen und KI.

Künstliche Intelligenz ist ja im Moment in aller Munde …

Ein Hype, den ich als Physiker nicht ganz so sehr mag, denn wir machen das eigenlich schon seit langer Zeit. Aber natürlich ist es ein heißes Thema, gerade im Zusammenhang mit IoT. Wir erhalten sehr viele Anfragen, wie wir Artificial Intelligence (AI) mit allen möglichen Produkten der Software AG integrieren können. Sogar bis hin in den Mainframe-Bereich gibt es hier Synergieeffekte. Die Liste unserer Hausaufgaben ist lang!

Und warum ist Artificial Intelligence im Zusammenhang mit IoT so wichtig?

Hinter Artificial Intelligence verbergen sich Algorithmen oder statische Methoden, die  automatisierte Entscheidungen auf der Basis von Vorhersagen ermöglichen. Im Moment kommt hier sehr viel zusammen, was diese automatisierte Entscheidungen möglich macht: immer mehr Daten aus immer mehr Quellen und eine enorme Zunahme der Computerpower. Dabei sind die verwendeten Algorithmen immer die gleichen: ob bei IoT – z.B. Predictive Maintenance oder Qualitätskontrolle, in der Finanz- oder Versicherungsindustrie, für Fraud Detection und Risk Scoring – oder für Customer Analytics wie zum Beispiel Cross-/Up-sell und Recommendations. Wir entwickeln diese Algorithmen nicht, auch nicht die entsprechenden Modelle, das ist mir sehr wichtig. Was wir machen, ist die operationelle Umsetzung, also die Anwendung der Modelle in Unternehmenssoftware, sodass sie jederzeit verfügbar und skalierbar sind.

Es genügt nicht, die verschiedenen Daten nur zu sammeln. Man muss sie nutzen, um schnell und effizient intelligente Entscheidungen zu treffen. Dabei geht es einerseits um People Data, also z.B. Kundendaten und Daten aus Social Media, und andererseits um Sensor Data, also Maschienendaten, von denen es immer mehr gibt. Und im IoT-Umfeld ist Artificial Intelligence eine ganz fundamentale Funktionalität.

Können Sie ein Beispiel nennen, wo Ihre Technologie dazu geführt hat, dass sich der Kunde für die Digital Business Platform entschieden hat?

Bei Bosch war das der Fall. Hier ging es darum, eine komplette IoT-Plattform aufzusetzen, die die genannten Entscheidungen skaliert einsetzen kann. Kein anderer Anbieter hat eine so einfach anwendbare IoT-Komponente in seiner Plattform wie wir, das differenziert uns vom Markt. Übrigens war Bosch schon vor der Übernahme Zementis-Kunde. Das war natürlich ein Pluspunkt, dass die Entscheider bei Bosch uns und unsere Technologie schon kannten. Mit dem Bosch R&D Center in Palo Alto arbeiten wir schon lange zusammen.

Wie wird Zementis dazu beitragen, dass sich die Software AG im AI-Bereich einen Namen macht?

Wir sind hier in Kalifornien und in der AI-Szene sehr gut vernetzt. Gerade neulich habe ich bei der ”Artificial Intelligence Special Interest Group“ hier in San  Diego einen Gastvortrag gehalten. Kurz davor auf dem Silicon Valley Forum eine Keynote vor 200 Teilnehmern auf dem SAP Campus. Dort habe ich auch Kollegen von „Invest in Bavaria“ getroffen, die aktiv nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Firmen in den USA suchen. Auch meine Berater-Tätigkeit in einem AI Venture Investment Fund hier in San Diego trägt sicher auch dazu bei, die  Visibilität der Software AG im Bereich AI zu erhöhen. Der ursprüngliche Produktname der  war übrigens ADAPA – benannt  nach dem mesopotamischen Gott der Weisheit, der mit der Gabe der Unsterblichkeit gesegnet war, die er allerdings ablehnte. Für uns ist das Name und Anspruch zugleich.

Vielen Dank, Herr Zeller, für das Gespräch.

Das Interview mit Michael Zeller führte Bärbel Strothmann-Schmitt.

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