von Martin Neuenhahn | Jul 11, 2017 | Allgemein
Vor Kurzem haben wir in einem Beitrag auf Ping IT zu smarten Technologien im Einzelhandel bereits berichtet, welche Ziele der Einzelhandel durch Technologie-Investitionen erreichen will: Einblick, Effizienz und intelligente Reaktion. Um diese Ziele zu erreichen, müssen Retail-Unternehmen vier Schritte umsetzen. Die ersten beiden erklären wir hier.
Schritt 1: Konnektivität
In vielen Unternehmen sind zentrale Kernsysteme der IT nicht ausreichend miteinander verknüpft. Deren Vernetzung ist der erste notwendige Schritt, um Einblicke darüber zu gewinnen, was in diesem Augenblick im Unternehmen und an den Schnittstellen zum Kunden passiert. Intelligent vernetzte Systeme können Erkenntnisse über Zusammenhänge liefern, die nur durch die Kombination von Informationen unterschiedlicher Bereiche und Prozesse möglich sind – zum Beispiel Echtzeit-Informationen über vorhandene Warenbestände. Wenn Kunden den aktuellen Warenbestand eines Händlers online sehen und einen Überblick über das gesamte Angebot erhalten, ist das eine erste und einfache Möglichkeit für Einzelhändler, ein Omnichannel-Vertriebsmodell zu implementieren.
Konnektivität bedeutet dabei nicht nur, Informationen und Einblicke über Vorgänge im Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Sie ist auch die Grundlage für innovative Projekte, etwa im Internet der Dinge. Indem Unternehmen neue Angebote und Services für ihre Kunden schaffen, können sie sich von der Konkurrenz absetzen. Diese neue Wettbewerbsfähigkeit basiert auf dem Einsatz von Technologie sowie dem Zusammenspiel und der Verknüpfung unterschiedlicher Systeme. Der Service, ein Produkt online zu kaufen und dann im Laden abzuholen, ist zwar längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Tatsache, dass manchmal mehr als 20 Systeme zusammenarbeiten müssen, damit dieser Service erst möglich wird, zeigt jedoch, wie stark Innovationen vom Abgleich mehrerer unterschiedlicher Systeme abhängen.
Schritt 2: Prozesse und Systeme aufeinander abstimmen
Die Anzahl unterschiedlicher Prozesse und Systeme in einem typischen Einzelhandelsunternehmen ist heute so groß wie nie zuvor, Tendenz steigend. Gleichzeitig werden die Prozesse, die dem Geschäft zugrunde liegen, immer komplexer. Hinzu kommt, dass heute mehrere unterschiedliche Systeme in diese Prozesse involviert sind.
Durch den Siegeszug der sozialen Medien, dem Omnichannel-Handel und anderen Trends und Entwicklungen gestaltet sich die Customer Journey heute zunehmend komplexer. Deshalb benötigen Einzelhändler nicht nur die bereits genannten Einblicke in aktuelle Geschehen ihres Unternehmens, sondern auch genaue Hintergrundinformationen über das Kundenverhalten. Zudem müssen sie verstehen, wie Systeme auf Geschäftsprozesse und die Customer Journey abgestimmt sind.
Durch die intelligente Abstimmung von Prozessen und Systemen können Einsparungs- und Automatisierungspotenziale identifiziert werden, was zu einer Effizienzsteigerung im Unternehmen führt. Die Automatisierung und Rationalisierung von Prozessen reduziert Verschwendung, Fehlerquellen und Kosten. Für Einzelhändler gilt es deshalb zunächst festzustellen, wo das höchste Automatisierungs- und Einsparungspotenzial liegt. Hier sollte der Ansatzpunkt für die digitale Transformation sein.
Durch diese ersten beiden Schritte erhalten Einzelhändler wichtige Einblicke in die Abläufe ihres Unternehmens. In einem weiteren Beitrag erklären wir demnächst, wie weitere Schritte die Effizienzsteigerung vorantreiben und intelligente Reaktionen ermöglichen.
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von Werner Rieche | Apr 7, 2017 | Allgemein
Der Einzelhandel pocht gern auf seine alten Stärken: guter Service und kompetente Beratung. Zu recht, doch er muss diese so rasch wie möglich digital aufwerten. Um ihre Handels-IT fit zu machen, wollen 2017 laut einer Studie des EHI Retail Institute1 viele IT-Leiter der Branche in Omnichannel-Konzepte, CRM-Lösungen und Datenanalyse investieren. Das übergeordnete Ziel heißt, die Kundenansprache komplett zu personalisieren.
Den Maßstab hierfür gibt seit geraumer Zeit Amazon vor. Einzelhändler müssen sich am Vertriebs- und Erfüllungsmodell des Online-Giganten messen lassen, der seine Kunden mit passgenauen Angeboten und Empfehlungen sowie schnellen Lieferzeiten verwöhnt. Die weitere „Amazonisierung“ zwingt Händler, neue Kanäle aufzubauen, um ihre Produkte bedarfsgerecht an kaufwillige und oftmals ungeduldige Verbraucher zu verkaufen und zu liefern.
Viele Kunden lieben mittlerweile das Channel-Hopping. Um sie auf dem eigenen Kanal zu halten, sollten Einzelhändler aktiv mit den Nutzern in Austausch treten, d.h. Conversational Commerce deutlich ausweiten. Durch die Kommunikation und Interaktion mit Unternehmen, Marken, Services und Programmen über Chat, Messaging-Dienste oder Sprachschnittstellen steigt die Chance, Kunden nachhaltig zu erreichen. Digitale Sprachsteuerungen wie Amazon Echo und künstliche Intelligenz treiben den Conversational Commerce an.
Ein weiterer IT-Trend mit disruptivem Charakter ist die Transparenz in Echtzeit. Erfolgreiche Händler kombinieren In-Memory-Caching mit High-Speed-Messaging in den zentralen Systemen für Warenwirtschaft, Lagerhaltung und Ladengeschäft. So können sie für all ihre Standorte, Kanäle, Ladengeschäfte und Warenlieferungen die Lagerbestände in Echtzeit darstellen – und ihren Kunden als Service die aktuelle Verfügbarkeit der Produkte anzeigen.
Digital beeindruckende Begleiterscheinungen
Erlebniswelten liegen auch im Einzelhandel im Trend. Der Eintritt in diese kann zum Beispiel sein, dass eine technische Spielerei den Kunden begrüßt. Für solche Überraschungseffekte bieten sich Roboter als Wegweiser oder Selbstbedienungskioske für Bestellungen an. Vor virtuellen Spiegeln können Interessierte in Kleid oder Anzug schlüpfen, auch wenn es die Modelle gar nicht im Laden gibt. Andersherum funktioniert der Augmented Reality Mirror. Dieser zeigt in der Umkleidekabine an, was gut zum real übergestreiften Kleidungsstück passen würde.
Zu Hause drängt das Internet der Dinge in die Küche. Mit Geräten wie Amazon Echo und Hiku können Verbraucher Produkte zu ihren Einkaufslisten hinzufügen. Beide Anwendungen reihen sich in die Aktivitäten von Conversational Commerce ein. Er ist eine Vorstufe der künstlichen Intelligenz und wird in den nächsten Jahren schließlich in Cognitive Commerce münden. Diese neue Art des Handels analysiert das Verhalten der Kunden auf Basis der von ihnen generierten Daten genau und leitet die nächsten Schritte automatisiert ab.
Grundlage einer solchen vorausschauenden Analyse ist die Einkaufshistorie, weil Kunden hochgradig in Wiederholungsmustern agieren. Auch das Gruppenverhalten liefert Hinweise, wie sich der einzelne Kunde verhält. Aus den gewonnenen und ausgewerteten Daten lässt sich effizient ein Kundenprofil erstellen, wobei die Customer Journey im idealen Fall lückenlos ist. Diese Analyse befähigt die Einzelhändler, die Kundenerwartungen immer früher im Verkaufsprozess zu bedienen. Der Effekt: Sie binden Kunden emotional an ihre Marken und antizipieren mit ihrem Angebot die Kundenwünsche. Das gelingt nur, wenn der Kunde auf diversen Kanälen personalisierten und relevanten Inhalt erhält. So kann ein Schuhgeschäft einen Kunden über WhatsApp auf das gerade eingetroffene neue Modell hinweisen. Passt es zu seinem Stil, wird ein Schuh draus – ein digital angebahntes Geschäft.
Quelle
1„IT investiert vor allem in Omnichannel“, EHI Retail Institute, Presseinformation zur Studie „IT Trends im Handel 2017“, https://www.ehi.org/de/pressemitteilungen/it-investiert-vor-allem-in-omnichannel/