Das Konzept der Microservices-Integration lässt Entwicklern viel Freiheit und Flexibilität. Doch viele mussten auch schmerzlich erfahren, wie komplex das Konzept ist.
Wir haben mit der IT-Expertin Ann Marie Bond (Senior Manager Produktmarketing für AppMesh) nach dem Geheimnis hinter Microservices-Management gesprochen:
Warum liegen Microservices derzeit so im Trend?
Ann Marie: Angefangen hat alles mit einem anderen großen Trend: dem Cloud-Computing. Zunächst haben Unternehmen in der Cloud Software als Service (Software as a Service) genutzt und sich als Nutzer bei Plattformen angemeldet, die von Dritten gemanagt wurden. Damit sparten sie sich die Kosten und den IT-Aufwand, um Hardware vorzuhalten. Doch neue, einzigartige Produkte und Services, mit denen sie sich vom Wettbewerb abheben, müssen von den Unternehmen selbst entwickelt werden. Und nun sehen wir, dass Microservices eine wichtige Rolle bei der Entwicklung innovativer Anwendungen in der Cloud spielen.
Eine Studie, die O’Reilly vor Kurzem veröffentlicht hat, zeigt, dass 77 Prozent der Befragten Microservices eingeführt haben. Und zwar, weil sie bei einer Microservices-Architektur die Services einer App verändern können, ohne die ganze Anwendung neu bereitzustellen.
Anders als herkömmliche Standardanwendungen werden Microservices von kleinen Teams entwickelt, die ihre Programmier-Tools und -sprachen frei wählen können. Anwendungen, die auf Microservices basieren, bestehen aus einem Services-Netzwerk, in dem jeder Service eine bestimmte Geschäftsfunktion ausführt. Die Services kommunizieren miteinander, um Daten anzufordern und Anwendungslogik zu implementieren. Wenn sich die einzelnen Bestandteile einer App unabhängig voneinander managen lassen, ist es einfacher, eine App zu ändern und zu verbessern.
Warum sind Microservices so schwer in den Griff zu bekommen?
Ann Marie: Bei einem verteilten Modell ist es komplizierter, die Anwendung zu steuern. Die Logik, nach der Services miteinander kommunizieren, wird in der Cloud – aufgrund der zahlreichen Sicherheitsrisiken und eventuell instabiler Netzwerke – komplexer.
Damit es weder Ausfallzeiten noch lange Antwortzeiten gibt, müssen die Verbindungen zwischen den Services sorgfältig aufgebaut werden, sodass sie belastbar sind. Eine einzige Sicherheitsebene genügt in den seltensten Fällen, um Hacker-Angriffe abzuwehren und personenbezogene Daten zu schützen; und wenn neue, bessere Schutzmechanismen verfügbar sind, wollen Unternehmen diese so schnell wie möglich einführen. Die entsprechenden Funktionen können in jeden einzelnen Service eingebaut werden, aber viele IT-Verantwortliche bevorzugen das Konzept eines Service Mesh.
Welchen Nutzen hat ein Service Mesh?
Ann Marie: Ein Service Mesh unterstützt die Basisfunktionen auf Netzwerkebene, indem er sie in eine getrennte Infrastrukturschicht auslagert. Wenn ein Service Mesh die Kommunikation in der Cloud übernimmt, können die App-Entwickler sich um die Geschäftslogik ihrer Anwendungen kümmern.
Leider greift das Konzept des Service Mesh nicht weit genug. Denn es konzentriert sich auf die Netzwerkverbindung zwischen Services und nicht auf die Anwendung selbst. Wenn Anwendungen massiv genutzt werden, müssen sie schnell skalierbar sein. Funktionen, die neue Geschäftsanforderungen erfüllen, müssen problemlos hinzugefügt werden können. Tatsächlich können sogar sehr viele Änderungen notwendig sein; und jede Veränderung, die programmiert werden muss, verzögert den Fortschritt.
Auf der Anwendungsebene heißt das: Sie können Anwendungen schneller skalieren und weiterentwickeln, wenn Sie Services ohne Programmierung personalisieren, erweitern und zu steuern können. Anstatt eines Service Mesh brauchen Sie also einen Anwendungs-Mesh.
Genau darum geht es bei webMethods AppMesh. Anstatt ein weiteres Tool einzuführen, bauen Sie AppMesh in die API-Management-Schicht ein und können nicht nur APIs, sondern auch Microservices und Service Meshes zentral verwalten.
AppMesh besteht aus einer Reihe leichtgewichtiger, leistungsfähiger Microgateways, die über eine zentrale API-Management-Plattform gesteuert werden. AppMesh zeigt das Verhalten von Anwendern und Microservices auf Anwendungsebene, sodass sich Microservices ebenso unkompliziert wiederverwenden und steuern lassen wie APIs.
Vorkonfigurierte Skripts und die Unterstützung unterschiedlicher Services Meshes werden die Installation und Nutzung von AppMesh weiter vereinfachen. AppMesh wird vom IT-Tool zu einem Tool für Anwender werden, die sich einen detaillierten Überblick über die Nutzung einer App verschaffen wollen. Darüber hinaus wird AppMesh die Grundlage werden für die Entwicklung cloudnativer Anwendungen, die Microservices für die Bereitstellung neuer Funktionen und APIs für den Datenzugriff nutzen.
Gibt es Alternativen?
Ann Marie: Es gibt eine ganze Reihe von Service-Mesh-Produkten, viele davon sind Open-Source-Software. Einige bieten Extras für die Verwaltung auf Netzwerkebene und sind lose mit API-Gateways integriert. Aber es gibt keine andere Plattform, die so angelegt ist, dass Sie damit APIs und Microservices einheitlich verwalten und anspruchsvolle Anwendungen erstellen und ausführen können.
Mit einer API-Management-Plattform für den zentralen Betrieb von APIs, Microservices, und Meshes können Sie Anwendungen sicher bereitstellen und verwalten. Sie entwickeln damit ohne Programmierung kontextspezifische Regeln für personalisierte, gezielte Kundenerlebnisse. Das bringt Ihnen die für Microservices typische Agilität; die Komplexität, die Microservices-Architekturen mitbringen können, bleibt Ihnen erspart.
Microservices sind eine revolutionäre Technologie und deshalb ein Thema für den Unternehmensvorstand.
Zwischen einer evolutionären und einer revolutionären Unternehmenstechnologie liegt ein schmaler Grat. Eine evolutionäre Technologie löst ein konkretes IT-Problem: Sie beschleunigt die Systeme, die Ihre IT-Teams bereitstellen, macht sie zuverlässiger und weniger kompliziert. Eine revolutionäre Technologie kann Probleme lösen, die Ihnen vielleicht gar nicht bewusst sind. Das heißt, sie sollte nicht nur auf der IT-Ebene, sondern auch auf Managementebene diskutiert werden.
Hier sind 5 Gründe, warum Microservices beim nächsten Vorstands-Meeting auf der Agenda stehen sollten:
1) Ohne eine Microservices-Architektur bleibt „Agilität“ ein Schlagwort
Zum jetzigen Zeitpunkt hängen Erfolg oder Misserfolg Ihres Unternehmens davon ab, wie agil (oder vollständig digitalisiert) es ist. APIs haben die Vernetzung Ihres Unternehmens ermöglicht. Microservices helfen der IT mit dem Tempo Ihres Geschäfts mitzuhalten und Anwendungen zu erstellen, die sich schnell vernetzen lassen, oder vorhandene Anwendungen entsprechend anzupassen, damit Sie immer eine optimale Lösung anbieten können, ohne Ausfallzeiten zu riskieren.
2) Microservices sind die Bausteine, die Ihre digitale Transformation beschleunigen
Beim grundlegenden Umbau Ihres Unternehmen unterstützen Microservices den Aufbau einer anpassbaren Plattform, die Partner, andere Plattformen und Datensilos verbindet.
3) Sie skalieren beliebig und investieren nur in das, was Sie wirklich benötigen
In einer monolithischen Anwendungsumgebung heißt die Entscheidung häufig: alles oder nichts. Wollen Sie einen bestimmten Aspekt eines Services skalieren, müssen Sie alles andere ebenfalls skalieren: das bläht Ihre Ressourcen auf und verursacht unnötige Kosten. Entwickeln Sie Ihre Anwendungen mithilfe von Microservices, können Sie diese automatisch passgenau skalieren und investieren nur in das, was wirklich gebraucht wird – und zwar zum richtigen Zeitpunkt. Alles andere kann bleiben wie es ist.
4) Sie haben Ihr Schicksal in der Hand. Ein Hebel hat immer zwei Enden
Wenn Sie am falschen Ende ansetzen, stehen Sie mit überdimensionierten Verträgen da, aus denen Sie schwer wieder herauskommen. Häufig sind Sie gezwungen, Dinge zu kaufen, die Sie gar nicht brauchen, um eine Aufgabe zu erfüllen. Microservices lassen sich auf die Services abstimmen, in die Sie investieren wollen und können in Ihrer eigenen Umgebung verwaltet werden. Das heißt, Sie bestimmen die Richtung und machen sich unabhängig von Ihren Anbietern.
5) Sie erreichen eine beispiellose Sicherheit (und Transparenz)
Sicherheit ist eines der IT-Themen, die häufig auf Managementebene diskutiert werden, und das aus gutem Grund. Richtig gemanagt, können Microservices zu einem wichtigen Teil Ihrer Sicherheitsarchitektur werden. Da jeder Service für sich in eine Anwendung eingefügt wird, entsteht kein monolithischer Block, kann eine feingranulare Sicherheit die Gesamtsicherheit verbessern und Fehler werden schneller erkannt und behoben.
Der Aufbau einer Microservices-Architektur lohnt sich, muss aber gut geplant sein. Bei der Wahl falscher Systeme verliert man schnell die Übersicht und droht, von einem Chaos an Microservices überwältigt zu werden.
Die Software AG ist angetreten, um Ordnung in das Chaos zu bringen und bietet eine Plattform, die Governance sowie Kontextsensitivität ermöglicht, und zwar in einer Umgebung, in der Sie Ihre Microservices (East-West API Traffic) und Ihre Anwendungen managen (North-South API Traffic).
Wir sind davon überzeugt, dass Microservices nur so ihrem revolutionären Potenzial gerecht werden und für die Führungskräfte tatsächlich den entscheidenden Unterschied machen.
Vor ein paar Jahren haben wir bei der Software AG sogenannte „Tech Interrupts“ eingeführt – Zeit, die unsere Produktingenieure dem kreativen Denken widmen. Im vergangenen Jahr entstanden in diesen kreativen Auszeiten neue fruchtbare Ideen und ein brandneues Konzept namens AppMesh.
Die Idee ist einfach: die Bereitstellung digitaler Produkte in einer Cloud-Umgebung erleichtern. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, da das Zusammenspiel von Anwendungen, APIs und einer Vielzahl von Services, Microservices und Containern in der Cloud koordiniert werden muss. Wenn die neue App also nicht rund läuft, könnte es an irgendeiner anderen Cloud-Komponente liegen. Und wenn Apps versagen, lassen Sie Ihre Kunden im Stich.
Beispielsweise kaufe ich Zugfahrkarten über eine App auf meinem Handy. Dafür werden mehrere Microservices benötigt: einer für die Suche im Fahrplan und weitere für die Sitzplatzreservierung, die Prüfung der Reisebestimmungen, die Preisermittlung und die Bezahlung.
Diese verschiedenen Services können sich unterschiedlich schnell ändern; so stehen einer meist variablen Preisgestaltung eher langfristige Bestimmungen gegenüber. Wenn die Nachfrage an Feiertagen steigt, muss der Microservice das Dreifache oder Vierfache des Datenverkehrs bewältigen. Fällt einer dieser Microservices aus, bekomme ich keine Zugfahrkarte. Ich komme nicht zu meiner Familie nach Hause und bin genervt!
Woher weiß der App-Anbieter nun, welcher der vielen beteiligten Services nicht funktioniert? Dies ist nur eine von vielen neuen Herausforderungen im Zusammenhang mit Cloud-Anwendungen auf der Basis von Microservices. Die Microservices können nur als Einheit funktionieren, wenn sie sich gegenseitig finden – aber Netzwerkadressen können sich in der Cloud ändern. Mit der Sicherheit verhält es sich ebenfalls anders: Das Sicherheitskonzept zentralisierter Tools ist für die Cloud ungeeignet. Und funktioniert Ihre App noch, wenn ein Cloud-Container ausfällt?
Um dieses Problem zu lösen, haben einige Unternehmen ein Service Mesh eingeführt, also eine separate Netzwerkschicht zur Steuerung der Kommunikation zwischen den Services, der Sicherheit und der Fehlertoleranz. Service Meshes lassen sich aber nicht ohne Weiteres einrichten und haben ihre Grenzen. Sie können nicht bieten, was Anwendungsverantwortliche für erfolgreiche Apps brauchen.
Anwendungsverantwortliche müssen ihr Produkt für bestimmte Verbrauchergruppen attraktiv und persönlich gestalten. Sie möchten die Nutzung verfolgen und optimieren. Außerdem benötigen sie eine moderne Zugriffskontrolle und erweiterten Schutz der privaten Nutzerdaten.
Das „Aha“-Erlebnis – AppMesh
Aus diesem Grund hat unser Team den nächsten logischen Schritt getan und AppMesh entwickelt, eine leistungsstarke Steuerungsschicht für cloudnative Geschäftsanwendungen.
Mit AppMesh können Sie Regeln zur Steuerung des App-Verhaltens erstellen, ohne einzelne Microservices zu ändern. Über diese Regeln ist es allein durch Konfiguration (nicht durch Codierung) möglich, eingehende und ausgehende Daten zu modifizieren, Benutzer intelligent an verschiedene Services weiterzuleiten, Antworten zu personalisieren und das Benutzerverhalten zu verfolgen, unbefugten Benutzern den Zugriff zu verweigern und die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Sie können sogar alte Services Ihrer Anwendung durch neue ersetzen, ohne dass Ihre Benutzer dies bemerken.
Mit AppMesh kann der Anbieter meiner Bahn-App beispielsweise feststellen, dass es sich bei dem ausgefallenen Service um die Preisermittlung gehandelt hat. Somit kann er sicherstellen, dass ich dynamisch an einen Backup-Service umgeleitet werde und keinen Anlass zu Beschwerden habe. Ich kann ohne Probleme meinen Zug auswählen, meinen Sitzplatz reservieren und meine Fahrkarte bezahlen.
AppMesh als Schaltzentrale der Microservices ergänzt Anwendungskontext. Dank tiefer Einblicke und der Kontrolle über die Services können Unternehmen das Kundenerlebnis nachvollziehen und verbessern. Die dynamisch austauschbare Mesh-Architektur ist zuverlässig und skalierbar. Zudem werden Geschäftsrisiken durch Sicherheits- und Governance-Richtlinien verringert.
Das Produktteam der Software AG hat erkannt, dass neue API-Management-Lösungen moderne Architekturen für cloudnative Apps unterstützen müssen. Das ist nur einer der Gründe, warum ich so gerne mit diesem Team arbeite.
Mit der Verfügbarkeit großer Datenmengen und neuen Verarbeitungsmöglichkeiten sind im Rahmen der digitalen Transformation viele neue Geschäftsmodelle entstanden. Sie haben das Potenzial, ganze Märkte auf den Kopf zu stellen, und bieten eine große Chance für etablierte Unternehmen, sich auf die Gewinnerseite der digitalen Transformation zu schlagen. Im folgenden Beitrag geht es um API-Management und Architekturkonzepte, die auf Microservices basieren, sodass Unternehmen agil und flexibel maßgeschneiderte Lösungen entwickeln können.
Der dritte Beitrag unserer Artikel-Serie endete mit der These, dass sich auf Grundlage offener und flexibler digitaler Plattformen schnell neuartige Anwendungen entstehen können.
Diese neuen digitalen Services lassen sich nur dann schnell und flexibel entwickeln und implementieren, wenn keine Änderungen an vorhandener monolithischer Software nötig sind. Vielmehr müssen sie lose gekoppelt und modular konzipiert werden. Ein neuer Service könnte beispielsweise auf bestehende digitale Services zurückgreifen und sie den Anforderungen entsprechend miteinander kombinieren. Voraussetzung dafür sind eindeutig definierte und fokussierte Funktionen. Eine solche Servicelandschaft wird besonders gut durch ein Architekturkonzept auf der Grundlage von „Microservices“ unterstützt. Der modulare Ansatz vereinfacht Entwicklung, Test und Pflege von Anwendungen, denn die kleinen Einheiten (Microservices) können entwickelt werden, während unabhängige Teams parallel arbeiten und kontinuierlich Services zur Verfügung stellen. Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung:
These 4:Microservices und APIs sind die Grundlage für maßgeschneiderte Lösungen
Eine dynamische Umgebung, die aus einer Vielzahl sich ständig ändernder Services besteht, welche das Geschäftsmodell unterstützen, muss verwaltet und gesteuert werden. Diese Aufgaben übernimmt das API-Management. Es gibt vor, wer einen Service nutzen darf, bietet Self-Service-Portale für Serviceentwickler und stellt Backend-Services mithilfe von API-Schlüsseln sowie Eingangs- und Ausgangsfiltern sicher bereit. Darüber hinaus können über das API-Management Richtlinien festgelegt und umgesetzt werden, ohne die eigentlichen Services zu verändern. Latenz und Skalierung sowie Speicherverwaltung und Caching lassen sich an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Zudem bietet API-Management sowohl historische als auch aktuelle Informationen über die Nutzung und Performance eines Services, sodass die Nutzer Trends ablesen und ihre Systemkonfiguration bei Bedarf anpassen können. Es deckt den gesamten Lebenszyklus eines Services ab: Planung, Test, Installation, produktiver Betrieb, Versionskontrolle und schließlich die Einstellung des Supports. Die digitale Transformation setzt eine „IT der zwei Geschwindigkeiten“ voraus. Mit der einen Geschwindigkeit werden zentralisierte Speicher- und Abfragesysteme (ERP, CRM, HR usw.) betrieben, mit der anderen die agile Entwicklung neuer Anwendungen, die die neuen „digitalen“ Geschäftsmodelle abbilden. API-Management schafft diese Möglichkeit, indem es die vergleichsweise unflexible Umgebung der Legacy-Systeme von der rasanten App-Entwicklung abkoppelt, die auf den neuen Datenströmen basiert.
Das Internet der Dinge
Eine anwendungsorientierte Sicht auf die digitale Transformation führt direkt zum Internet der Dinge (IoT). Die folgende Abbildung veranschaulicht das Zusammenspiel der physischen Dinge, einem sogenannten digitalen Zwilling und den erzeugten Daten.
In einer solchen Konstellation mit Dingen wie Fahrzeugen, Waschmaschinen, Kühlschränken oder anderen Gegenständen der realen Welt, legen die verfügbaren Daten den Grundstein für eine neue Art von Anwendungen. Die folgenden Beispielszenarien werden häufig diskutiert:
Predictive Maintenance: Analyse der Daten, um vorherzusagen, wann die nächste Wartungsmaßnahme ansteht
Bedarfsprognose: Nutzung der Daten, um die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort zu prognostizieren
Patientenfernbetreuung: Überwachung des Gesundheitszustands von Patienten in ihrer alltäglichen Umgebung
Vernetzte Fahrzeuge: Datenaustausch Car2Car (zwischen Fahrzeugen) und Car2X (zwischen Fahrzeugen und ihrer Umgebung) als Voraussetzung für Fahrerassistenz und autonomes Fahren
Diese Anwendungen haben gemeinsam, dass die zugrunde liegenden Daten nicht aus herkömmlichen IT-Systemen wie ERP-Umgebungen stammen. Allerdings erfordern die Anwendungsfälle die Interaktion mit traditionellen IT-Systemen im Unternehmen. Beispielsweise muss die Bedarfsprognose mit dem Auftrags- und Kundenmanagement verknüpft sein. Daraus folgt die fünfte These:
These 5: Digitalisierung findet größtenteils außerhalb der traditionellen IT-Systeme statt, aber die Integration mit diesen ist essenziell.
ERP-Systeme sind für Transaktionen mit klar definiertem Beginn und Ende ausgelegt, während das IoT einen fortwährenden Datenfluss oder Datenstrom erzeugt.
Typischerweise wird dabei ein riesiges Datenvolumen generiert, wobei viele dieser Daten möglicherweise irrelevant sind. Beispielsweise wird der Puls eines Patienten in regelmäßigen Abständen gemessen. Wenn es keine dramatischen Abweichungen gibt, sind die einzelnen Messungen aber nicht von Bedeutung. Daher müssen angesichts der IoT-spezifischen Gegebenheiten neue Ansätze zur Datenverarbeitung entwickelt werden. Charakteristisch für das IoT-Umfeld ist eine dreifache Interoperabilität, nämlich das Zusammenwirken von:
Cloud
On-Premise
Edge
Edge-Computing bezeichnet im Allgemeinen Geräte, Maschinen, Roboter oder Computer, die sich nicht im Rechenzentrum der Firmenzentrale, sondern in einem Werk, einer Niederlassung oder an einem anderen Standort befinden. Um einen harmonischen Dreiklang dieser unterschiedlichen Verarbeitungsmodelle zu gewährleisten, ist eine Architektur auf der Grundlage von Microservices genauso unentbehrlich wie die Verfügbarkeit geeigneter Datenintegrationsfunktionen (Konnektoren).
Das war Teil 4 unserer Artikel-Serie zu den 10 Thesen zur digitalen Transformation. Lesen Sie hier alle weiteren Teile nach deren Veröffentlichung:
Was haben die Schlacht von Trafalgar und eine erfolgreiche Digitalisierung gemeinsam? Beide nutzen eine innovative Strategie und agile Methoden. So wie Nelson seine Schiffe flexibel einsetzte und damit siegte, können auch Unternehmen ihre bestehende Infrastruktur zu einer zukunftsfähigen IT machen.
Aus historischen Strategien und Taktiken können wir viel für das moderne Geschäft lernen. So gilt die Schlacht von Trafalgar noch heute als strategische Meisterleistung. Mit einer kleineren Flotte und deutlich weniger Feuerkraft gewann Nelson gegen die französisch-spanische Armada. Wie ihm das gelang? Nelson löste sich aus althergebrachten Denkmustern seiner Vorgänger und ersann eine innovative Strategie. Er nutzte seine vorhandene Infrastruktur flexibel, um diese umzusetzen. Voraussetzung hierfür war die Agilität der einzelnen Einheiten (Schiffe), ihrer Komponenten (Geschütze) sowie die Zusammenarbeit der gut ausgebildeten (kompetenten) Mannschaften.
Strategisch denken – agil handeln
Genau diese Methoden wendet auch eine erfolgreiche Digitalisierung an. Während früher große Teams in langen Zyklen an großen Anwendungsblöcken arbeiteten, setzt die Digitalisierung auf kompetente kleine Gruppen, die möglichst kleine unabhängige Funktionsblöcke entwickeln. Dies erlaubt ein flexibles und agiles Vorgehen, was die Voraussetzung für schnelle Innovation ist. Das Ganze erfolgt im Rahmen einer Strategie. Digitalisierung ist ein gemeinsames übergreifendes Ziel, das von allen Mitarbeitern getragen und gelebt wird. Dafür müssen Unternehmen prinzipiell umdenken, wie sie Software entwickeln, ausliefern und betreiben. In einer digitalisierten Firma werden IT-Lösungen dynamisch aus unabhängigen Bausteinen (Microservices, Benutzeroberflächen, APIs etc.) zusammengesetzt. Kleine Einheiten können schneller und flexibler geändert werden, und durch die Modularität lassen sich auch die zusammengesetzten Lösungen schneller und flexibler erstellen oder anpassen.
(c) Software AG
Die bestehende Infrastruktur flexibler einsetzen
Genau wie Nelson seine Flotte nicht aus dem Nichts neu produzierte, sondern mit der gegebenen „Infrastruktur“ arbeiten musste, haben die meisten Firmen heutzutage bereits eine vorhandene IT-Infrastruktur, die die benötigten Funktionen bereitstellt. Wie also kann man damit eine flexible IT erreichen, ohne das tägliche Geschäft zu beeinträchtigen?
1) Zunächst gilt es, die vorhandenen Assets zu erkennen und die fachlichen Funktionen, Funktionsblöcke und Abläufe zu identifizieren, die in ihnen realisiert sind.
2) Mittels Entkopplung werden diese dann in einer einheitlichen Schicht zur Verfügung gestellt, während die echte Fachlichkeit noch in den vorhandenen Fachanwendungen realisiert wird.
3) Nun lassen sich die Komponenten der Serviceschicht schnell und flexibel zu neuen Benutzeroberflächen, Kanälen und Prozessen zusammenstellen.
4) Sind die wirklich benötigten Services ausdefiniert und funktionell eingebunden, kann man die Plattform mit neuen Funktionen anreichern sowie vorhandene nach und nach in echte Microservices überführen.
Verschiedene Ausprägungen von Microservices
Nicht in allen Fällen ist es sinnvoll, komplette Fachanwendungen in echte Microservices zu überführen. Tatsächlich haben sich drei typische Ausprägungen herausgebildet:
Facade Only: Die Fachlogik bleibt komplett in selbst entwickelten oder gekauften Anwendungen. Schritt 4 wird in diesem Fall nur für übergreifende/ergänzende Logik durchgeführt.
Mixed: Einzelne Fachanwendungen bleiben erhalten, andere werden abgelöst und in Microservices überführt.
Full Replacement: Sämtliche Fachlogik wird nach und nach in Microservices überführt.
Digitalisierung ist nicht kleinen Startups vorbehalten, die ihre IT von Grund auf neu entwickeln. Mit der richtigen Strategie und Einstellung lässt sich auch eine bestehende Landschaft zur Basis einer innovativen, zukunftsfähigen Plattform machen. Die wichtigste Voraussetzung ist, die vorhandenen Assets flexibler einzusetzen. Dafür müssen Unternehmen umdenken und sich von alten Mustern lösen.
Sind Sie fit für die digitale Transformation? Machen Sie jetzt den Test und finden Sie es heraus. Hier geht’s zum Assessment.
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