Interview mit Martin Zsifkovits, Senior Solution Manager Innovations bei Rail Cargo Austria AG
Herr Zsifkovits, Sie sind Senior Solution Manager Innovations bei Rail Cargo Austria, der Güterverkehrssparte der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Können Sie uns erzählen, welches Projekt Sie bei der InnovationTour vorgestellt haben?
Zsivkovits: Sehr gern! In meiner Rolle bei der RCA kümmere ich mich derzeit unter anderem um das Projekt „Smart Cargo”, das wir gemeinsam mit A1 Digital umsetzen. Gemeinsam mit meinem Kollegen Francis Cepero, Director Vertical Market Solutions bei A1 Digital, durfte ich auf dem Münchner Stopp der InnovationTour also vorstellen, was wir in dem Bereich bereits auf die Schiene bringen konnten.
Das klingt spannend! Können Sie genauer darauf eingehen, worum es bei „Smart Cargo” geht?
Zsivkovits: Die Herausforderungen, denen wir uns im Güterverkehr auf dem Schienenweg im Vergleich zur Logistik auf der Straße ausgesetzt sehen, sind vielfältig: Geringe Flexibilität, starke gesetzliche Regulierung in vielerlei Hinsicht und damit verbunden steigende Kosten. Um dem entgegenzuwirken und den Schienengüterverkehr effizienter zu gestalten, stattet A1 Digital im Rahmen des Projekts „Smart Cargo” in einem ersten Schritt aktuell rund 13000 Güterwaggons der Rail Cargo Austria mit Telematikgeräten aus. Diese energieautarken Geräte, die mindestens sechs Jahre ohne Stromversorgung auskommen, verfügen über eine Sensorik, die es erlaubt, Position sowie Bewegungen zu erkennen. Mithilfe der Telematik wird es also möglich, umfassende Daten wie beispielsweise den Standort der ausgestatteten Wagons in Echtzeit zu ermitteln. Diese Ausstattungsoffensive soll bis 2020 abgeschlossen sein. Parallel dazu wird daran gearbeitet die Daten zu verwerten um den Güterverkehr auch tatsächlich smart zu machen.
Ich kann mir vorstellen, dass dies enormes Potenzial für die Vernetzung des Frachtverkehrs im Generellen bietet.
Zsivkovits: Sie haben Recht, die fortschreitende Vernetzung der Logistik bietet enormes Potenzial – insbesondere um Prozesse effizienter zu machen. Sie können sich vorstellen, dass es bei so vielen einzelnen Einheiten, wie es im Güterverkehr der Fall ist, schwierig ist, diese ideal zu koordinieren. Echtzeit-Ortung und das automatisierte Signalisieren, dass bestimmte Routenpunkte erreicht sind, sind beispielsweise integral für einen reibungslosen Weitertransport der Waren. Neben den bereits genannten Ortungs- und 3D-Bewegungssensoren, die die Position eines Waggons ortbar und Erschütterungen erkennbar machen, existieren darüber hinaus weitere Sensormodelle, die die Möglichkeit bieten, Daten wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit an den Waggons zu messen. Dies ist zum Beispiel wichtig, wenn empfindliche Waren transportiert werden. Um die intelligente Vernetzung und Funktionen wie Echtzeit-Tracking und -Monitoring nutzbar zu machen, bedarf es natürlich einer leistungsfähigen IoT-Plattform im Hintergrund – wir arbeiten hierfür mit Cumulocity IoT.
Herr Zsifkovits, vielen Dank für Ihre Zeit!
Zsivkovits: Danke Ihnen!
Die InnovationTour der Software AG findet auch in diesem Jahr wieder statt. Mit Beiträgen zu den Themen API Management, Data Analytics und Industrie 4.0 stellt die Software AG selbst, aber auch namhafte Kunden spannende Projekte zur Schau – alles anhand realer Anwendungsbeispiele. Schauen Sie auf einem der drei Stopps im September vorbei: https://www.softwareag.com/de/company/events/iot_tour/default.ht
Am 12. September findet in Bonn die Innovation Tour 2017 der Software AG statt. Heiko Cestonaro und Frank Rauber von nterra stellen vorab exklusiv den Showcase des Spezialisten für Prozess- und Integrationslösungen vor und erläutern, warum Datenanalysen in Echtzeit Unternehmen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil liefern.
Herr Cestonaro, welche Rolle spielt Datenanalyse bei Deutschlands digitaler Zukunft?
Daten sind der Rohstoff der digitalen Welt und entscheidend für den Erfolg von Unternehmen. Wettbewerbsvorteile entstehen durch die Verfügbarkeit dieses Rohstoffes und die Qualität seiner Verarbeitung. Daher ist die Datenanalyse – neben Datenerfassung und Datenlogistik – die zentrale Aktivität in der digitalen Value Chain.
Welchen Stellenwert hat Data Analytics aktuell in der Unternehmenswelt?
In der Mehrzahl der Unternehmen wird Data Analytics heute noch unter den Stichworten Business Intelligence oder Reporting geführt. Im Grunde dient sie also der periodenbezogenen Vergangenheitsbetrachtung. Da das Mindset der Unternehmensführung in vielen Fällen genau so aussieht, hat Data Analytics einen hohen Stellenwert – aber aus den komplett falschen Gründen.
Heiko Cestonaro ist Executive Partner bei nterra (Quelle: nterra)
Das heißt, Unternehmen kennen den wahren Wert ihrer Daten noch gar nicht?
Zum Glück zeichnet sich in der Unternehmenswelt diesbezüglich bereits eine Wende ab: Sie setzen auf Echtzeit statt Periodenbezogenheit, Prediction statt Vergangenheitsbetrachtung, Automatisierung statt passiven Reportings. Unternehmen erkennen den Wert der Daten als Rohstoff und die Möglichkeiten, die dessen frühzeitige und vorausschauende Analyse hat.
Was machen Unternehmen hierzulande gut und wo sehen Sie Herausforderungen?
Unternehmen sind gut im Sammeln von Daten und im statischen Reporting. Was man selten findet, ist die kreative Nutzungen von Daten, um wirkliche Mehrwerte für Kunden zu schaffen. Im internationalen Vergleich werden wir in Deutschland aber auch durch einen restriktiveren Datenschutz gebremst. Die Möglichkeiten, Daten zu erfassen und zu analysieren, nehmen enorm zu und die Technologien werden kostengünstiger. Die größten Herausforderungen werden darin liegen, die richtigen Fragen zu stellen, die durch Datenanalyse beantwortet werden können und Personal zu finden und auszubilden, das diese Fragen stellen kann.
Welche Trends kommen in naher Zukunft auf uns zu?
Die nächste Welle der Anwendungen rund um Data Analytics wird noch stärker auf Methoden des maschinellen Lernens abzielen. Neben den klassischen, meist numerischen Datentypen werden künstliche Intelligenzen in Echtzeit Erkenntnisse aus Bildern, Videos, Audiomaterial und unstrukturierten Textdokumenten gewinnen und nutzbar machen. Wenn etwa ein Touristik-Unternehmen digitale Services anbietet wie die Vermittlung eines Mietwagens vor Ort, muss es nicht die Buchungsdaten des Nutzers kennen, um zu wissen, wohin er in den Urlaub fährt. Es reicht aus, Urlaubsbilder auf Instagram zu analysieren, um ihm dann zielgerichtet die passgenau Leistung anzubieten. Sie sehen: Gerade die Verarbeitung dieses wertvollen Rohstoffes bringt den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Herr Rauber, Sie präsentieren auf der Innovation Tour einen Showcase zur Apama Analytics & Decisions Platform. Was können wir uns darunter vorstellen?
Unser Showcase ist die Apama-Arena und verdeutlicht die Möglichkeiten von Big Data und Streaming Analytics. Wir simulieren ein Fußballspiel und errechnen mittels Datenanalyse die Emotionen und Bedürfnisse von rund 50.000 virtuellen Zuschauern – seien es Ärger, Zufriedenheit, Hunger oder Durst. Die Simulation des Spiels selbst ist zweitrangig. Wichtig ist, wie es den Fans mit dem Spielverlauf geht und welche Folgen er hat. Welches Team schießt ein Tor? Welche Seite sieht eine rote Karte? Diese Events beeinflussen indirekt die Stimmung auf den Rängen. Der Nutzer nimmt mittels HTML5-User-Interface Einfluss auf diese Vorfälle. Sowohl das Interface als auch die statistischen Dashboards werden von MashZone NextGen Business Analytics bereitgestellt, einer Lösung der Software AG zur Visualisierung von Echtezeitdaten. Der spannende Teil passiert jedoch im Hintergrund: Apama analysiert die simulierten Daten und sorgt mithilfe des vollautomatischen Stadionmanagers für einen reibungslosen Ablauf. Dieser sieht zum Beispiel Randalen im Ultras-Block voraus und triff Gegenmaßnahmen, wenn er aufgrund der Spielsituation oder der Zuschaueremotionen Bedarf sieht.
Frank Rauber ist Associate Partner bei nterra. (Quelle: nterra)
Welche automatischen Maßnahmen folgen daraus?
Für uns ist relevant, wie sich Tore, Karten und Fouls auf die Stimmung der Zuschauer auswirken. Der mit Apama umgesetzte „Stadionmanager“ reagiert entsprechend der Reaktionen der Zuschauer, um zum Beispiel eine eskalierende Situation wieder zu beruhigen oder die gute Laune aufrecht zu erhalten. Dank einer Form von Predictive Delivery Chain – also einer vorausschauende Lieferkette – werden rechtzeitig Bier und neue Würstchen aus dem Kühlhaus bestellt oder Ordner in einen Block geschickt.
Die Lösung unterstützt Unternehmen also dabei, schnell, zielgerichtet und evidenzbasiert zu handeln?
Genau. Der Einsatz von Apama ermöglicht die Auswertung von Informationen und Events in Echtzeit und eine Reaktion auf das Ergebnis. Im Falle unseres Showcases gewährleistet Apama einen reibungslosen Spielbetrieb – ein echter Mehrwert für den Kunden und Stadionbetreiber. Generell lassen sich dank Streaming Analytics Nachschubprozesse optimieren. Wir sehen hier große Potenziale in der Industrie und Logistik, wenn man an Smart Supply Chains bzw. Smart Delivery Chains denkt. Noch einmal am Beispiel eines Stadionbetreibers: Umsätze steigen, da mehr Lebensmittel verkauft werden können; Instandhaltungs- und Personalkosten sinken, weil weniger Krawalle aufkommen.
Welche weiteren Einsatzszenarien sind denkbar?
Aus unserem Projektalltag kennen wir unter anderem den Einsatz bei der Fraud Detection – also die Erkennung von Unregelmäßigkeiten in der Finanzbranche. So können interne Kontrollsysteme vor Wirtschaftskriminalität schützen. Ein komplett anderer Bereich wäre der Einsatz bei Maschinenbauern: Messwerte und Laufzeiten von Maschinen werden ausgewertet, um auf Schwellwerte zu reagieren, Wartungsaufwände vorauszusehen und Ausfälle so zu minimieren. Genauso können große Herstellungsbetriebe – zum Beispiel Autobauer – frühzeitig auf Marktschwankungen reagieren und dank einer Smart Supply Chain die passenden Rohstoffe und Bauteile stets verfügbar halten. Und das bei sinkenden Lager- und Beschaffungskosten.
Wie präsentieren Sie den Showcase auf der Innovation Tour?
Messebesucher können die Simulation auf zwei großen Monitoren verfolgen, die Datenströme über nutzerzentriert gestaltete Dashboards verfolgen und mit einem Tablet der Spielverlauf beeinflussen. So erleben die Teilnehmer den Mehrwert von Streaming Analytics live und interaktiv.
Sie wollen selbst ein Fußballstadion managen? Kommen Sie zur Innovation Tour 2017 und treffen Sie die Experten von nterra! Alle Informationen zum Event finden Sie hier.
Im All ist kaum jemand so bewandert wie Thomas Reiter. Der bekannte Astronaut blickt auf insgesamt über ein Jahr im All zurück, das er an Bord der International Space Station (ISS) und der russischen Raumstation Mir verbracht hat. Dabei erinnert sich der Raumfahrer an ein wichtiges Detail, das ihm beim Blick auf den blauen Planeten auffiel: „Was Sie nicht sehen, sind Grenzen. Sie existieren einfach nicht.“
Keine Grenzen – diese Botschaft aus dem All haben heute viele Startups als die wichtigste Maxime verinnerlicht. Der digitale Sektor, in dem sie durchstarten, mag schwierig und stark vom eigenen Firmenstandort geprägt sein. Das kann aber eine gut durchdachte Geschäftsidee nicht davon abhalten, gegen etablierte Unternehmen anzutreten und abgesteckte Claims aufzuheben. Zum digitalen Höhenflug setzen jedoch nur Newcomer an, die auf fundamentale Ressourcen zugreifen: sehr viele Daten und ein Verfahren für die Datenanalyse, das einen Mehrwert erzeugt.
Kritische Datenmengen und ihr darauf ausgerichtetes Geschäftsmodell haben digitale Player richtig groß gemacht: Google schneidert seinen Nutzern Services in Maßanfertigung. Uber schwebt weltweit führend über anderen Mobility-Anwendungen. Dank der durchgängigen Datenanalyse-Plattform von Datameer bleiben viel Unternehmen überhaupt im Bilde. Diese Liste lässt sich mit fast jedem Unternehmen fortsetzen, das im digitalen Sektor unterwegs ist. Nun verlagert sich der Wettbewerb um Daten immer mehr in den Weltraum.
Satellitendaten hoch im Kurs
Insbesondere geografische Daten erweisen sich für Unternehmen als wertvolles Gut, wenn sie mit Drohnen, Karten, Fernsteuerung, Navigationssystemen oder Beacons Neuland betreten. Fest steht: Geoinformationsunternehmen haben gelernt, Satellitendaten in innovative Geschäftsideen zu übersetzen. So trieb der Kartendienst Here mit seinen digitalen Navigationsdiensten die Entwicklung des autonomen Fahrens voran. Den Automobil-Giganten Audi, BMW und Daimler war das geschätzte 2,8 Milliarden Euro wert, als sie Here im August 2015 übernahmen.
Nach der Autobahn erobert Big Data nun das All – und sendet viel Gutes auf die Erde. Bei der technischen Entwicklung, Umsetzung und Markteinführung neuer Produkte und Services, die auf Navigationsdaten beruhen und von Satelliten erhoben werden, bewegt sich einiges. Auf diesem Gebiet hebt sich das deutsche Gründungszentrum CESAH (Centrum für Satellitennavigation Hessen) hervor. Fabspace 2.0, eines der CESAH-Projekte, hat das Ziel, Universitäten in ihrer Region zu Innovationszentren zu machen. Die Wissensstätten sollen Erdbeobachtungsdaten bereitstellen, die zum Zusammenspiel von Wirtschaft und Gesellschaft wesentlich beitragen können.
Chance für Startups
Astronaut Thomas Reiter ist mittlerweile zum Interagency Coordinator und Advisor des ESA-Generaldirektors aufgestiegen. Er weiß, wie hoch die Hürden in den vergangenen Jahrzehnten waren, wenn man solche für uns heute selbstverständliche Daten gewinnen wollte. Reiter ist bewusst, dass Startups vom Zugriff auf diese satellitengestützten Daten profitieren können. Für uns von der Software AG war es daher der nächste logische Schritt, gemeinsam mit Fabspace 2.0 einen Startup-Wettbewerb für neue satellitendatenbasierte Geschäftsmodelle ins Leben zu rufen.
Aber nicht nur in diesem Wettstreit gilt: Nutzen wir digitale Technologie, um eine bessere Welt zu schaffen! Die Chance ist da, es gibt keine Ausrede, es nicht zu tun. Das Tempo des technischen Fortschritts ist unerbittlich – Kundenerwartungen steigen stetig, Mitbewerber entwickeln neue Fähigkeiten und Branchenstandards werden immer anspruchsvoller. Die digitale Welt der Zukunft wird anders aussehen als die Welt, in der wir heute leben. Auf dem Weg dahin weichen und fallen auf vielen Gebieten Grenzen, die man nicht vermissen, höchstens erinnern wird.
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