IoT-Trends 2019 für die Banken- und Versicherungsbranche

IoT-Trends 2019 für die Banken- und Versicherungsbranche

Vom offenen Bankwesen über die nutzungsorientierte Finanzierung bis hin zur Beschleunigung des Internet of Things (IoT). Versicherungen und Finanzdienstleister stehen an der Schwelle zu einem neuen digitalen Zeitalter. Hier kommen die fünf Top-Trends für dieses Jahr:

 

1. Das richtige API-Management

Open Banking (auch API Banking) gewinnt im Zuge der kundenorientierten, digitalen Transformation zunehmend an Bedeutung. Dabei werden APIs nicht nur als reine technische Schnittstelle verstanden, die den Kunden zur Verfügung gestellt werden. Das gesamte Lebenszyklusmanagement zur Skalierung, Kontrolle, Steigerung und Wiederverwendung von APIs spielt eine tragende Rolle. Unternehmen müssen sich Gedanken machen, welche APIs sie zur Verfügung stellen wollen und wo sie Synergien nutzen können. Sowohl intern als auch mit anderen Marktteilnehmern, die in Zeiten der Plattformökonomie zu Kooperationspartnern werden können. Einige Banken haben bereits ihre Strategien für Open Banking definiert und haben ein für sie passendes Modell festgelegt. Andere werden feststellen, dass sie zu spät dran sind, da die attraktivsten Partner bereits Geschäftsbeziehungen eingegangen sind.

 

2. Einfachheit siegt

In den letzten Jahren haben Finanzdienstleister viel Geld für mobile und kundenorientierte Technologien ausgegeben. Sie werden allerdings feststellen, dass sie die Grenzen dessen, was sie ihren Kunden in kontextbezogener Erfahrung liefern können, wenn sie ihre Prozesse nicht vollständig und intelligent automatisieren und dadurch vereinfachen, erreichen werden. Dabei geht es nicht mehr um das Gerät selbst, sondern auch den Kontext, in dem das Gerät verwendet wird. Insbesondere bei einem möglichen Konjunkturrückgang sind Business-Teams gefordert, schnell einen ROI für Technologieprojekte nachzuweisen. Ein pragmatischer und zielgerichteter Einsatz von maschinellem Lernen und robotergesteuerte Prozessautomatisierung wird dazu beitragen, manuelle Fehler und teure Arbeitskräfte, die für Nebentätigkeiten eingesetzt werden, zu reduzieren. Es gilt, Prozesse stark zu verschlanken, um besser auf die zukünftigen Bedürfnisse von Kunden reagieren zu können.

 

3. Die jungen Wilden werden erwachsen

Herausforderer, die bisher noch in die Kategorie Start-Ups und FinTechs fielen, werden bedeutende Marktanteile hinzugewinnen und zu etablierten Banken aufholen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Firma Wirecard, die in diesem Jahr in den DAX aufgestiegen ist und so die Commerzbank verdrängt hat. Eine Herausforderung, der sich sowohl etablierte Banken als auch junge Marktteilnehmer stellen müssen, ist ihre wachsende eigene IT-Infrastruktur. Wenn es zusätzlich zu Kooperationen kommt – zwischen FinTech und Bank oder InsurTech und Versicherung –, müssen sie sich Gedanken darüber machen, wie sie diese erhöhte Komplexität sinnvoll managen und kontrollieren können. Wenn beispielsweise eine Bank ein FinTech übernimmt und in das eigene Haus integriert, müssen Systeme abgelöst oder zeitweise zwei Systeme parallel betrieben werden. Das ist Aufgabe eines IT-Portfolio-Managements.

 

4.  Steigende Relevanz des IoT

Für Versicherungen gewinnt das Internet of Things zunehmend an Relevanz. Gerade für den Industrieversicherungsbereich ist es interessant, IoT-Daten zu erheben und zu verarbeiten. Mithilfe von Sensoren und dem Internet of Things können Flotten, Industrieanlagen, Fabriken oder auch Gebäude überwacht werden. Wie auch im Privatkundengeschäft wird das IoT zu einer Wertschöpfung in der Risiko- und Betrugsprävention und zu verbessertem Schadenmanagement und Kundenbindung beitragen. Innovative Versicherungsunternehmen werden von dieser Wertschöpfung profitieren, indem sie Ökosysteme auf der Basis von IoT-Daten aufbauen und sich intern auf die Verkürzung von Geschäftszyklen konzentrieren.

 

5. Die Qualität zählt

Mit dem Anstieg von ergebnis- und nutzungsbezogenen Kostenmodellen wird sich auch die Finanzierung von Sachanlagen wie Maschinen drastisch verändern. Darlehen werden nicht mehr auf Basis von Zeit, sondern auf Basis des Einkommensstroms, der durch einen Teil der Industrieanlage anhand eines Sensors gemessen und der Bank mitgeteilt wird, vergeben. Je nachdem wie viel der Kunde produziert und verkauft, ist die Tilgungsrate entsprechend hoch. Da Banken grundsätzlich an Ergebnissen interessiert sind, liefern die Sensoren auch einen nützlichen Beitrag für das Risikomanagement. Wie viele Geräte werden benötigt, um denselben Ertrag zu generieren wie ein einzelnes, hochwertiges und gut funktionierendes Gerät? Die Produktqualität wird so zur wichtigsten Komponente des Risikomanagements.

Grundsätzlich gilt es, Prozesse so flexibel und einfach wie möglich zu gestalten, um damit die Bedürfnisse des Kunden befriedigen zu können. Der Kunde steht nach wie vor im Mittelpunkt. Die Technologie ist dabei nur Mittel zum Zweck.

Weitere Informationen zur digitalen Transformation in Banken und Versicherungen erhalten Sie hier.

Teilen:
Das war die SIBOS 2018

Das war die SIBOS 2018

Mitte Oktober trafen sich mehr als 7.000 Banker aus über 150 Ländern in Sydney zur SIBOS 2018, um über die Zukunft von Banken in einer immer stärker digitalisierten Welt zu diskutieren. Dabei lag der Fokus auf der Kombination von Technologie und menschlichen Fähigkeiten.

Gleich im Eröffnungsvortrag brachte es Shayne Elliott, Vorstandsvorsitzender der ANZ Bank, treffend auf den Punkt: Nur Banken, die agil sind, schnell reagieren und die richtigen Antworten auf veränderte Kundenbedürfnisse finden, werden zukünftig erfolgreich sein. Es reicht nicht mehr, als Bank „einfach da zu sein“. Der „Banker der Zukunft“ entspricht dabei dem „6 Million Dollar Man“, bekannt aus der gleichnamigen Serie aus den 1970ern. In dieser geht es um die perfekte Kombination von Technologie und menschlichen Fähigkeiten. Denn auch wenn derzeit für Banken Technologie immer mehr an Bedeutung gewinnt, geht es letztlich darum, durch Technologie in Kombination mit menschlichem Einfühlungsvermögen dem Kunden eine möglichst positive Customer Experience zu bieten.

Zukünftige Erfolgsfaktoren für Banken

Im Bereich der Unternehmensführung spielen neben der Customer Experience und den notwendigen Soft Facts, um diese zu erreichen, Agilität, Neugier und Offenheit der Mitarbeiter eine wichtige Rolle, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. So sollen Banken beispielsweise offen gegenüber Kunden kommunizieren, welche Daten sie besitzen, wer diese sehen kann und was damit passiert. Doch das erfordert Mut, denn Banken sind an Gesetze und Regulierungsauflagen gebunden. Um nicht von anderen Marktteilnehmern überholt zu werden, müssen Banken ein anderes Verständnis von Produkten und Services entwickeln. Durch das Prinzip des „Design Thinking“ etwa muss viel mehr vom Bedürfnis des Kunden ausgehend gedacht werden. So können erfolgreiche neue Angebote kreiert werden. Der Ansatz, ein existierendes Angebot, das ursprünglich für Filialen entwickelt wurde, auf einen digitalen Kanal zu übertragen, ist dagegen wenig erfolgversprechend.

Die Relevanz des Internet of Things

Auf der Technologieseite wurden viele Themen diskutiert, die bereits seit längerem bekannt sind: Blockchain, Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Cybersecurity. Neu in diesem Jahr: Experten betonten häufiger als früher die Bedeutung von Ökosystemen und Plattformen. Im Kontext von Cybersecurity wurde darauf hingewiesen, dass Banken sich nur dann erfolgreich gegen die zunehmende Gefahr von Cyberangriffen wehren können, wenn sie viel stärker als früher kooperieren.

In Bezug auf Start-ups im Fintech-Bereich sollten Banken auf Kooperationen setzen. Start-ups verstehen besser als alteingesessene Unternehmen, was Kunden wollen und wie sie ihnen eine positive Customer Experience anbieten. Banken, die als „First Mover“ agieren, gewinnen Marktanteile hinzu. Als Beispiel geht hier die Deutsche Bank voran: Zusammen mit anderen Instituten startete sie das „Handelsinformationsnetzwerk“ zur Digitalisierung von Trade Finance. Bei der Vorstellung des World Payments Reports 2018 von Capgemini wurde darauf hingewiesen, dass das IoT auch für Banken relevant und hier gerade für Effizienz im Betrieb und für Customer Experience wichtig wird. Die Experten gehen davon aus, dass in Zukunft immer mehr Zahlungen von Geräten ausgelöst werden (Internet of Payments – IoP).

Fazit

Digitale Transformation und die damit verbundenen Innovationen auf Basis neuer Technologien, neuer Produkte und Services, die Bedeutung der Customer Experience und eine zunehmende Kooperation in digitalen Ökosystemen wird für Banken in den nächsten Jahren massive Veränderungen bringen. Viele dieser Veränderungen können heute nur grob beschrieben werden. Ein Referent fasste die Erkenntnisse der SIBOS so zusammen: „Die Gewinner werden jene sein, die mit allen und allem verbunden sind.“ Bei aller Unsicherheit über die in Zukunft relevanten Marktteilnehmer, Plattformen und Technologien unterstreicht dieser Satz einmal mehr die Notwendigkeit einer offenen, flexiblen und skalierbaren Digitalisierungsplattform.

Die nächste SIBOS findet im September 2019 in London statt. Wir sind gespannt, wie sich die Themen und Technologien bis dahin weiterentwickeln werden. Erfahren Sie hier mehr über die Innovationen, die die Software AG in der Finanzbranche umsetzt.

Teilen:
Robotic Process Automation – Erfolgsfaktor im Bankensektor

Robotic Process Automation – Erfolgsfaktor im Bankensektor

Seit Jahren steht bei deutschen Banken eine zentrale Frage im Vordergrund: Wie können die Kosten gesenkt werden, um zu den führenden internationalen Finanzhäusern aufzuschließen? Der wirkungsvollste Hebel dafür sind die Betriebskosten, da sie diese selbst beeinflussen können. Um diesen zu betätigen, entscheiden sich Banken für günstigeres Personal, die Verlagerung an kosteneffizientere Standorte oder Outsourcing in Near- oder Offshore-Zentren. Dem eigentlichen Kern des Problems – ineffizienten und teilweise manuellen Prozessen – hat man sich noch nicht ausreichend angenähert.

Mit Robotic Process Automation (RPA) hat sich innerhalb weniger Jahre ein Nischenprodukt zu einer validen Alternative für die Automatisierung und Optimierung von Abläufen entwickelt. Nach Schätzungen von Capgemini belaufen sich die Kosten für RPA nur etwa auf ein Drittel der Kosten einer Offshore-Ressource und nur etwa auf ein Fünftel einer Onshore-Ressource. McKinsey schätzt, dass in den nächsten Jahren etwa zehn bis 25 Prozent der Arbeit über alle Bankfunktionen hinweg von Maschinen übernommen wird. Für die Banken hat dies den Vorteil, dass sie Betriebskosten senken können und gleichzeitig den Mitarbeitern wieder mehr Zeit für Tätigkeiten wie beispielsweise Kundenservice und Innovationsprojekte zur Verfügung steht.

Den Anwendungsfeldern von RPA sind (fast) keine Grenzen gesetzt

Doch wo sollen Banken anfangen – bei den Klassikern im Front Office wie der Kontoeröffnung oder dem Kreditantrag? Oder bei Back-Office-Prozessen, etwa bei einem Geldwäsche-Verdachtsfall? Die Antwort lautet: sowohl als auch. Einsatzbereiche für RPA lassen sich in allen Bereichen der Bank finden, angefangen bei Tätigkeiten im Kundenservice (Verarbeitung eingehenden Schriftverkehrs der Kunden, Widersprüche, Wohnortwechsel), über Operations (falsche Kreditraten, nicht gezahlte Kreditkartenabrechnungen, überzogene Konten, Vertragsverlängerungen) und Compliance (Prüfungen bei Kontoauflösungen) bis in die Finanzabteilung (Rechnungseingang, Personalabrechnung, Kontoabgleich) und die IT (Bearbeitung einfacher Tickets wie etwa das Zurücksetzen von Passwörtern).

Roboter – allzeit einsatzbereit

In allen genannten Bereichen lassen sich Beispiele finden, bei denen Mitarbeiter mit verschiedenen Systemen arbeiten und Daten vom einen in das andere System übertragen müssen. Da nicht immer eine automatische Datenschnittstelle zur Verfügung steht, müssen sie sich mit Copy-and-Paste oder MS-Office selber helfen. Dies ist nicht nur eine langsame, sondern auch eine fehleranfällige Methode. RPA spielt immer dann seine Stärken aus, wenn Aufgaben routineartig durchzuführen sind, also mit einfachen Regeln, wenigen Ausnahmen und mittleren bis hohen Volumina. Der große Vorteil ist, dass ein Roboter im Vergleich zum Menschen nicht ermüdet oder unkonzentriert wird und seine Aufgabe ohne Pausen rund um die Uhr erledigen kann.

Um RPA erfolgreich einzusetzen, sollten folgende Aspekte beachtet werden:

  1. Der Roboter sollte für eine vollumfängliche (end-to-end) Automation von Prozessen eingesetzt werden. Dazu bietet sich der kombinierte Einsatz von RPA und BPMS (Business Process Management System) an, womöglich zusammen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dieser Aspekt wurde bereits von Matthias Rippert in einem vorangegangenen Blog-Beitrag erläutert.
  2. Der Roboter sollte in der Lage sein, unter Aufsicht („attended“, das heißt vom Benutzer gestartet), ohne Aufsicht („unattended“, also automatisch gestartet) und kombiniert („hybrid“) zu arbeiten. So lässt sich die gesamte Bandbreite an Automatisierungsaufgaben abdecken.
  3. Der Roboter muss ein breites Spektrum an vorhandenen Systemen bedienen können. Dies beinhaltet Systeme, die auf dem Mainframe, unter Linux/Unix, Windows oder Citrix laufen. Zudem muss ein Roboter in der Lage sein, mit Dokumenten umzugehen, um handschriftlich eingereichte Informationen in Systeme zu übertragen.

Bei der Auswahl eines geeigneten Use Cases und für eine erste Abschätzung des Nutzens von RPA bieten folgende Fragen Orientierung:

  • Welcher Anteil der Aufgaben in bestimmten Bereichen ist manuell? Wie häufig werden diese Tätigkeiten durchgeführt? Wie viel Zeit beanspruchen die Aufgaben?
  • Wie viele verschiedene Systeme werden von einem Mitarbeiter für die Ausführung der Aufgaben benötigt? Welche Technologien werden dafür verwendet?
  • Wie stark behindert die fehlende Integration von Systemen die Produktivität der Mitarbeiter? Wie viele Mitarbeiter sind davon betroffen?
  • Welche Vorteile würden entstehen, wenn die Mitarbeiter entlastet würden?
  • Welche Nachteile entstehen durch die fehlerhafte Bearbeitung der Aufgaben?

Mit RPA Prozesse optimieren und Betriebskosten senken

Zahlreiche internationale Geldinstitute haben bereits erfolgreiche RPA-Projekte durchgeführt und beweisen, dass hier echte Potenziale für eine Senkung der Betriebskosten liegen. Nun liegt es an den Banken hierzulande, mit eigenen, ganzheitlichen Ansätzen nachzuziehen.

Wenn Sie mehr über das RPA-Angebot der Software AG erfahren möchten, klicken Sie hier.

Teilen:
Bankfilialen: Totgesagte leben länger

Bankfilialen: Totgesagte leben länger

Jede Woche schließen in Deutschland im Durchschnitt 36 Bankfilialen. Hat der gute alte Service-Schalter ausgedient? Die Antwort lautet Nein, denn damit verlieren Banken eine wichtige Schnittstelle zum Kunden. Filialen müssen sich neu erfinden. Der Einzelhandel macht vor, wie man mit innovativen Konzepten das Kundenerlebnis verbessert. Vieles davon lässt sich auch auf den Bankensektor übertragen.

Das Sterben von Bankenfilialen geht weiter: Wo vor Kurzem noch eine Sparkasse oder eine Volksbank war, steht jetzt eine Döner-Bude. Vor allem in ländlichen Gebieten müssen Kunden heute oft weit fahren, wenn sie noch Bankgeschäfte am Schalter erledigen möchten. Laut einer aktuellen Bain-Studie schließen in Deutschland wöchentlich 36 Bankfilialen, und ein Kreditinstitut verabschiedet sich sogar endgültig vom Markt. Pro Woche verlieren mehr als 400 Bankangestellte ihren Job. Geht künftig alles nur noch online?

In den USA ist ein gegenläufiger Trend erkennbar. Hier setzen große Banken wieder verstärkt auf die Filiale. Zwar treiben sie parallel auch ihr digitales Angebot voran – doch sie haben erkannt, dass der persönliche Kontakt und eine physische Präsenz vor Ort das A und O für gute Kundebeziehungen sind. So plant JPMorgan Chase zum Beispiel, 400 neue Filialen zu eröffnen. Auch die TD Bank baut ihr Filialnetz aus.

Mit exzellenter Beratung und Erlebnissen punkten

Die Filiale ist immer noch eine wichtige Kundenschnittstelle. Während Kunden alltägliche Bankgeschäfte vorwiegend online erledigen, wünschen sie sich für größere Finanzentscheidungen wie beispielsweise eine Immobilienfinanzierung oder Versicherung eine persönliche Beratung. Dafür bleibt das vertrauliche Gespräch vor Ort mit einem erfahrenen Berater weiterhin die erste Wahl. Auch etliche Banken in Deutschland haben das erkannt. Statt Filialen zu schließen, versuchen sie, diese wieder attraktiver für den Kunden zu gestalten.

Die Deutsche Bank setzt zum Beispiel auf Premium-Filialen, in denen sie ihre Beratungskompetenz in den Mittelpunkt stellt und moderne Technik einsetzt. Berater vor Ort können Experten auf der ganzen Welt per Videokonferenz zu einem Gespräch hinzuschalten. Kostenloses WLAN, der Einsatz von iPads und Co-Browsing mit dem Berater bieten ein modernes Erlebnis.

Auch die Commerzbank eröffnet in großen deutschen Städten Flagship-Stores, in denen ein Team aus jeweils 50 bis 60 Beratern bereitsteht. Kunden können sich auf Tablets über Angebote informieren. Großzügige Architektur, ein Lounge-Bereich und eine Kaffeebar sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

Was Banken vom Einzelhandel lernen können

Nicht nur Banken kämpfen mit sinkenden Kundenzahlen. Auch der Einzelhandel ist davon betroffen – hat aber bereits Gegenmittel entwickelt. Einige Konzepte lassen sich gut auf den Bankensektor übertragen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, Kunden, die schon längere Zeit nicht mehr in der Filiale waren, anzusprechen und mit personalisierten Nachrichten auf Angebote aufmerksam zu machen. Diese sollten exakt auf die aktuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sein. Dafür ist es wichtig, anhand von Kundendaten einen möglichst umfassenden Blick auf die Customer Journey zu gewinnen. Mit Location Based Marketing könnten Banken Kunden sogar identifizieren, wenn sie sich gerade in der Nähe einer Filiale befinden oder vorbeilaufen – und sie dann zum Besuch in der Filiale einladen.

Betritt der Kunde die Filiale, könnten ihn Monitore mit personalisierten Informationen auf attraktive Angebote aufmerksam machen, ihm Auswahlprozesse erleichtern oder ihn auf den nächsten freien Schalter oder die Schlange mit der kürzesten Wartezeit hinweisen.

Banken sollten zudem genau analysieren, zu welchen Zeiten Kunden in ihre Filiale kommen, welche Angebote sie dort vorwiegend nutzen und wo es vielleicht lange Wartezeiten gibt. Anhand dieser Daten können sie dafür sorgen, dass zu den Stoßzeiten ausreichend viele Berater für die am meisten nachgefragten Bereiche vor Ort sind und somit ihren Service verbessern. Angebote, die stark genutzt werden, können sie ausbauen und andere reduzieren. So gestalten Banken ihre Filialen insgesamt effizienter und sparen Kosten.

Den Mehrwert für den Kunden in den Mittelpunkt stellen

Um dem Filialsterben entgegenzuwirken und den Besuch vor Ort für Kunden wieder attraktiver zu machen, sollten sich Banken vor allem eins fragen: Was wünscht sich der Kunde und was bringt ihm den größten Nutzen? Technik darf nicht zum Selbstzweck werden. Denn die beste Innovation bringt nichts, wenn sie am Kundenbedarf vorbeigeht. Entscheidend ist deshalb, seine Kunden genau zu kennen. Datenanalysen sind dafür eines der wichtigsten Instrumente. Wenn die Filiale dem Kunden einen Mehrwert bietet, hat sie weiterhin ihre Daseinsberechtigung und wird um das Online-Geschäft ergänzt.

Sie möchten mehr über die Digitalisierung des Finanzsektors und smarte Bankfilialen erfahren? Klicken Sie hier.

Teilen:
IT-Finanztrends auf der SIBOS 2017: Wer oder was steht im Fokus?

IT-Finanztrends auf der SIBOS 2017: Wer oder was steht im Fokus?

Kaum eine Branche ist so vom digitalen Wandel betroffen wie der Finanz-Sektor. Dementsprechend viele Start-Ups versuchen, mit neuen Geschäftsmodellen Fuß zu fassen und zwingen etablierte Unternehmen so zum Handeln. Möglich machen das neue technologische Lösungen. Diese wurden ausführlich auf der SIBOS 2017, der Leitmesse für Finanzdienstleistungen, beleuchtet – in den Fokus rückt jedoch wieder etwas anderes: der Mensch.

Mitte Oktober fand die SIBOS 2017 in Toronto statt. Mit mehr als 8.100 Teilnehmern wurde sie von SWIFT als die bisher erfolgreichste SIBOS auf dem amerikanischen Kontinent bewertet. Die SIBOS stand in diesem Jahr unter dem Motto „Building for the future“. Die Konferenz gliederte sich in die 4 großen Tracks Banking (Zahlungsverkehr und Korrespondenzbanken), Compliance (Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung), Securities (Auswirkungen der Regulierung auf Marktinfrastrukturen und die entsprechenden Reaktionen der Marktteilnehmer) und Technologie (Auswirkungen neuester Technologien auf Financial Services, Mehrwerte für Kunden und Cyber Security).

Vom Hype zur Realität

Die immer weiter zunehmende Bedeutung der Technologie für das Bankgeschäft wurde im Abschluss-Panel deutlich. Auf die Frage, was die wichtigste Fähigkeit für Banken in den nächsten 10 Jahren sein wird, belegten folgende Technologiethemen die vordersten Plätze: Artificial Intelligence/Machine Learning (59%), Blockchain/Digital Ledger Technologien (20%) und Digital Technology/Internet of Things (14%). Neben technologischen Innovationen sei aber auch ein umfassender Kulturwandel erforderlich („Kultur des Scheiterns“) und eine konsequentere Ausrichtung an den Bedürfnissen des Kunden. So wie es den Banken heute von den Fintechs vorgemacht wird.

Schon von der SIBOS 2016 konnte ich berichten, dass sich viele Themen immer mehr vom Hype zur Realität entwickelt haben. Diese Tendenz hat sich in diesem Jahr fortgesetzt.

Implementierung von Blockchains

Über Blockchains wurde häufiger als in den Vorjahren anhand von konkreten Implementierungen berichtet. In Russland wurde beispielsweise eine Anleihe über eine Blockchain emittiert. Aus anderen Ländern wurde über Blockchain-Projekte für Collateral Management, Corporate Actions und Trade Finance berichtet. Bemerkenswert war dabei, dass immer wieder auf den notwendigen Kulturwandel hingewiesen wurde. Die am Prozess beteiligten Mitarbeiter müssen nämlich bisherige Arbeitsweisen aufgeben, was nicht immer einfach ist. Zudem wurde auf die dringend notwendige Standardisierung von Blockchains hingewiesen. Selbst wenn es pro Land nur eine Blockchain für das Geschäft mit Wertpapieren gibt, ergibt sich daraus für Investoren und Intermediäre eine unzumutbare Vielfalt an Schnittstellen zu länderspezifischen Blockchains. Als nächstes großes „Ding“ rund um Blockchain wurden Initial Coin Offerings (ICOs) genannt, bei denen Eigentumsrechte digital veräußert werden.

APIs: 2018 wird ein entscheidendes Jahr

Der Einsatz von APIs wurde in einem größeren Kontext diskutiert als in den Vorjahren, als man noch primär über die grundsätzliche Notwendigkeit dieser Technologie diskutierte. Einerseits scheint man in Europa aufgrund der PSD2-Einführung 2018 bei der konkreten Bereitstellung von APIs weiter zu sein als in anderen Teilen der Welt. Andererseits sieht man gerade in Amerika aufgrund der Marktmacht von GAFA (Google, Amazon, Facebook und Apple) die Notwendigkeit von APIs eher grundsätzlich und spricht daher auch von „Open Banking“. Einigkeit bestand darin, dass 2018 ein entscheidendes Jahr für die breite Anwendung von APIs werden wird. Weltweit müssen sich Banken stärker für Partner öffnen und für sich eine entsprechende Strategie zurechtlegen, wie sie sich im Rahmen des sich abzeichnenden Unbundlings von Bankprozessen positionieren möchten.

Der Mensch im Mittelpunkt von Cyber Security

Cyber Security nahm einen breiten Raum in zahlreichen Vorträgen und Diskussionen ein. Dabei wurde nicht die Technologie, sondern der Mensch in den Mittelpunkt gestellt. Einerseits weil es die Menschen sind, die von Banken Vertrauen und Sicherheit erwarten. Andererseits weil Cyber Security vor allem einen Kulturwandel („Nicht Angst machen, sondern darüber reden!“) und eine umfassende Schulung der Mitarbeiter braucht. So sollen Angriffe von vorne herein verhindert werden und das Vertrauen der Kunden zu ihren Banken erhalten bleiben.

In vielen Gesprächen kamen die Teilnehmer zu der Erkenntnis, dass es am Ende des Tages der Kunde ist, der über die Zukunft der Banken entscheiden wird. Viele Banken mögen heute aufgrund der unverändert guten Ertragssituation (zumindest auf globaler Ebene) nur einen bedingten Handlungsbedarf erkennen. Und teilweise ist nicht nur die Technik der Banken veraltet, sondern auch das Verhalten der Kunden, wie der unverändert hohe Stellenwert der Schecks in den USA zeigt. Aber bereits heute lässt sich am Marktwert der großen Technologiefirmen (GAFA & Co.) die Macht der potenziellen Wettbewerber ablesen. Daraus entsteht ein unmittelbarer Handlungsbedarf. Banken tun gut daran, die notwendigen Maßnahmen zur digitalen Transformation sorgfältig zu planen und an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Plattformen werden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Bank als Teil eines Ökosystems zu positionieren und die eigenen Produkte, Services und Systeme stärker mit denen von Partnern zu verknüpfen. Diese Plattformen fördern auch die Agilität und Flexibilität bei der Entwicklung innovativer Angebote und erleichtern die sukzessive Erneuerung von Legacy-Systemen.

Transformation für die Zukunft – und für den Menschen

SIBOS hat einmal mehr die notwendige Transformation der Banken aufgezeigt. Im Vergleich zu den Vorjahren wurde dabei aber nicht mehr auf einzelne Technologien abgezielt. Vielmehr wurde der Mensch (Mitarbeiter/Kunde) mit seinen veränderten Verhaltensweisen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt gerückt. Das macht die anstehenden Aufgaben nicht weniger komplex und kompliziert. Es gilt nun, gemäß dem SIBOS-Motto, den Umbau für die Zukunft entschieden voranzutreiben.

Die nächste SIBOS findet im Oktober 2018 in Sydney statt. Ich bin gespannt, wie sich die Themen bis dahin entwickeln und welche neuen Themen und Technologien wir bis dahin sehen werden.

Teilen: