Im All ist kaum jemand so bewandert wie Thomas Reiter. Der bekannte Astronaut blickt auf insgesamt über ein Jahr im All zurück, das er an Bord der International Space Station (ISS) und der russischen Raumstation Mir verbracht hat. Dabei erinnert sich der Raumfahrer an ein wichtiges Detail, das ihm beim Blick auf den blauen Planeten auffiel: „Was Sie nicht sehen, sind Grenzen. Sie existieren einfach nicht.“

Keine Grenzen – diese Botschaft aus dem All haben heute viele Startups als die wichtigste Maxime verinnerlicht. Der digitale Sektor, in dem sie durchstarten, mag schwierig und stark vom eigenen Firmenstandort geprägt sein. Das kann aber eine gut durchdachte  Geschäftsidee nicht davon abhalten, gegen etablierte Unternehmen anzutreten und abgesteckte Claims aufzuheben. Zum digitalen Höhenflug setzen jedoch nur Newcomer an, die auf fundamentale Ressourcen zugreifen: sehr viele Daten und ein Verfahren für die Datenanalyse, das einen Mehrwert erzeugt.

Kritische Datenmengen und ihr darauf ausgerichtetes Geschäftsmodell haben digitale Player richtig groß gemacht: Google schneidert seinen Nutzern Services in Maßanfertigung. Uber schwebt weltweit führend über anderen Mobility-Anwendungen. Dank der durchgängigen Datenanalyse-Plattform von Datameer bleiben viel Unternehmen überhaupt im Bilde. Diese Liste lässt sich mit fast jedem Unternehmen fortsetzen, das im digitalen Sektor unterwegs ist. Nun verlagert sich der Wettbewerb um Daten immer mehr in den Weltraum.

Satellitendaten hoch im Kurs

Insbesondere geografische Daten erweisen sich für Unternehmen als wertvolles Gut, wenn sie mit Drohnen, Karten, Fernsteuerung, Navigationssystemen oder Beacons Neuland betreten. Fest steht: Geoinformationsunternehmen haben gelernt, Satellitendaten in innovative Geschäftsideen zu übersetzen. So trieb der Kartendienst Here mit seinen digitalen Navigationsdiensten die Entwicklung des autonomen Fahrens voran. Den Automobil-Giganten Audi, BMW und Daimler war das geschätzte 2,8 Milliarden Euro wert, als sie Here im August 2015 übernahmen.

Nach der Autobahn erobert Big Data nun das All – und sendet viel Gutes auf die Erde. Bei der technischen Entwicklung, Umsetzung und Markteinführung neuer Produkte und Services, die auf Navigationsdaten beruhen und von Satelliten erhoben werden, bewegt sich einiges. Auf diesem Gebiet hebt sich das deutsche Gründungszentrum CESAH (Centrum für Satellitennavigation Hessen) hervor. Fabspace 2.0, eines der CESAH-Projekte, hat das Ziel, Universitäten in ihrer Region zu Innovationszentren zu machen. Die Wissensstätten sollen Erdbeobachtungsdaten bereitstellen, die zum Zusammenspiel von Wirtschaft und Gesellschaft wesentlich beitragen können.

Chance für Startups

Astronaut Thomas Reiter ist mittlerweile zum Interagency Coordinator und Advisor des ESA-Generaldirektors aufgestiegen. Er weiß, wie hoch die Hürden in den vergangenen Jahrzehnten waren, wenn man solche für uns heute selbstverständliche Daten gewinnen wollte. Reiter ist bewusst, dass Startups vom Zugriff auf diese satellitengestützten Daten profitieren können. Für uns von der Software AG war es daher der nächste logische Schritt, gemeinsam mit Fabspace 2.0 einen Startup-Wettbewerb für neue satellitendatenbasierte Geschäftsmodelle ins Leben zu rufen.

Aber nicht nur in diesem Wettstreit gilt: Nutzen wir digitale Technologie, um eine bessere Welt zu schaffen! Die Chance ist da, es gibt keine Ausrede, es nicht zu tun. Das Tempo des technischen Fortschritts ist unerbittlich – Kundenerwartungen steigen stetig, Mitbewerber entwickeln neue Fähigkeiten und Branchenstandards werden immer anspruchsvoller. Die digitale Welt der Zukunft wird anders aussehen als die Welt, in der wir heute leben. Auf dem Weg dahin weichen und fallen auf vielen Gebieten Grenzen, die man nicht vermissen, höchstens erinnern wird.

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