Das Internet der Dinge gilt als einer der größten Hebel der Digitalisierung. Viele Unternehmen wissen jedoch noch nicht, wo sie ansetzen sollen. Einen unkomplizierten Einstieg ermöglicht die IoT-Lösung „Cloud der Dinge“, angeboten von der Deutschen Telekom und basierend auf der Cumulocity-Technologie der Software AG. Wie Unternehmen von den neuen Möglichkeiten profitieren können, darüber sprachen wir mit Dr. Ingo Hofacker, Senior Vice President Internet-of-Things, T-Systems Digital Division.
Herr Dr. Hofacker, wo stehen Unternehmen aktuell bei der Digitalisierung?
Meiner Einschätzung nach sind Unternehmen in Europa und in Nordamerika ungefähr gleich weit fortgeschritten. Sie befinden sich in einer Sondierungsphase. Das heißt, sie versuchen herauszufinden, was Digitalisierung und insbesondere Internet of Things – IoT – eigentlich für sie bedeutet. Dafür sprechen sie mit potenziellen Partnern und machen vielleicht schon einen Proof of Concept. Flächendeckende, große Rollouts sind aber eher noch die Ausnahme. Innerhalb der Sondierungsphase gibt es verschiedene Reifegrade. Manche Unternehmen haben zwar schon einmal von IoT gehört, wissen aber noch nicht so recht, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Andere haben schon ein konkretes Projekt im Kopf und stehen jetzt vor der Frage, wie sie es umsetzen können.
Können Sie ein paar Beispiele für solche Projekte nennen?
Wir sehen zwei Hauptblöcke von Themen, die uns immer wieder begegnen: Track & Trace-Lösungen und Predictive Maintenance. Bei Track & Trace geht es darum, Geräte, Maschinen, Fahrzeuge oder Behälter zu lokalisieren. Ein Logistikunternehmen möchte zum Beispiel wissen, wo seine Transportbehälter sind. Ein Müllentsorger will überwachen, wo und in welchem Zustand sich seine Container befinden. Predictive Maintenance bedeutet vorausschauende Wartung. Damit können Unternehmen feststellen, ob eine Maschine oder ein Gerät Service benötigt, bevor überhaupt ein Fehler auftritt.
Wie hilft die Cloud der Dinge der Telekom dabei, IoT-Projekte umzusetzen?
Unsere Lösung enthält alle Komponenten, die ein Unternehmen benötigt, um ein IoT-Projekt zum Laufen zu bringen. Sie stellt Konnektivität für die Endgeräte zur Verfügung und bietet eine leistungsfähige IoT-Plattform, um die Endgeräte zu steuern. Außerdem können Kunden Analytics- und Visualisierungsfunktionen nutzen. Zusätzlich unterstützen wir sie bei der Integration in ihre bestehenden Systeme und Prozesse und stehen ihnen als Ansprechpartner im laufenden Betrieb zur Seite.
Wie ergänzen sich die Cumulocity-Technologie der Software AG und die Deutsche Telekom bei dieser Lösung?
Cumulocity bringt die sehr solide, schnelle Plattformtechnologie mit. Wir als Deutsche Telekom hosten die Plattform in sicheren deutschen Rechenzentren und sorgen für die Konnektivität, die Systemintegration und das Consulting. In diesem Bereichen liegt traditionell unsere Kernkompetenz. So verfügen wir zum Beispiel über spezielle Roaming-Abkommen, um Konnektivität auch im Ausland zu ermöglichen. Wir sind sehr gut im Mittelstand verankert und können global liefern. Gemeinsam mit Cumulocity haben wir ein innovatives Produkt auf den Markt gebracht, das weltweit führend und auf die Bedürfnisse des großen Mittelstands zugeschnitten ist.
Gibt es schon Kunden, die die Cloud der Dinge erfolgreich einsetzen?
Es gibt eine ganze Reihe Erfolgsstorys – zum Beispiel die eines Anbieters für Sachschadensanierung nach Brand-, Wasser- und klimabedingten Schäden. Das Unternehmen stellt seinen Kunden Bautrockner zur Verfügung, wenn sie einen Wasserschaden hatten. Jetzt hat es seine Trockengeräte mit Sensoren ausgestattet. Sie messen die Feuchtigkeit und bestimmen dadurch, wie lange ein Bautrockner laufen muss. Ist der Trockenvorgang abgeschlossen, meldet das Gerät, dass es abholbereit ist. So konnte der Sanierungsspezialist die Auslastung der Geräte und die Logistik-Prozesse verbessern. Gleichzeitig übermittelt der Bautrockner seinen Stromverbrauch an die IoT-Plattform. Diese Daten fließen automatisiert in die Abrechnung mit der Versicherung ein. Dadurch ließ sich der Abrechnungsprozess von zwei Stunden auf fünf Minuten reduzieren. Ein anderes Beispiel ist der Kompressor-Hersteller Kaeser. Er hat dank unserer IoT-Plattform ein neues Geschäftsmodell entwickelt und bietet seine Produkte jetzt als Service an. Kunden müssen einen Kompressor nicht mehr kaufen, sondern zahlen nach Nutzung. Abgerechnet wird gemessen an den Kubikmetern, die der Kompressor durchläuft, also nach Leistung und Einsatzdauer.
Das klingt spannend. Welche Trends sehen Sie denn für die Zukunft?
Ein großes Thema ist künstliche Intelligenz. Die Sensornetzwerke werden eine immer intelligentere Steuerungslogik haben. Indem sie viele verschiedene Datenpunkte miteinander verknüpfen, werden sie weitaus mehr Dinge erkennen, als wir das heute mit der Analyse von Daten können. Außerdem geht der Trend dahin, verschiedene Datenquellen miteinander zu verbinden. Die Deutschen Telekom bietet zum Beispiel das Produkt Motionlogic an. Damit kann man anonymisiert Bewegungs- und Verkehrsströme im Außenbereich messen. Auf der anderen Seite setzen viele Ladenbetreiber in ihrem Shop Beacon-Technik ein, um anonymisiert Daten über ihre Kunden zu sammeln. Würde man beide Datenquellen miteinander verbinden, wüsste ein Ladenbetreiber, wie viele Menschen seiner Zielgruppe an seinem Shop vorbeilaufen. So könnte er zielsicher festlegen, wo er am besten eine neue Filiale aufmachen sollte.
Dr. Ingo Hofacker wird als Keynote-Speaker auf der Innovation Tour 2017 der Software AG über weitere digitale Erfolgsmodelle berichten. Alle Informationen zum Event finden Sie auf der Homepage der Innovation Tour 2017.
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