Prinzipiell gibt es unterschiedliche Wege, wie Sie das Internet of Things (IoT) in Ihrem Unternehmen Realität werden lassen können. Dazu kommen eine Vielzahl an Partnern und Einführungsmethoden, die in Frage kommen. Last but not least sollten Sie einen validen Business Case oder strategische Ziele für Ihr Projekt durchplanen, um Ihr Geschäft tatsächlich voranzubringen.
Das Internet der Dinge klingt für Sie nach einer guten Sache, doch der Weg bis zur finalen Entscheidung für eine Lösung erscheint Ihnen zu unübersichtlich? Wir geben einen Überblick, welche Aspekte Sie vor dem Auswahlprozess für Ihr IoT-Projekt im Blick behalten sollten.
IoT-Komponenten: Daraus besteht das Internet der Dinge
Ein Blick ins Netz verrät: Die Auswahl an Dingen, die mit dem Label IoT beworben werden, ist schier unendlich. Doch was ist für Unternehmen wichtig, was ist optional, was essenziell? Werfen wir einen Blick auf die Kernstücke des IoT:
Geräte
Sensoren sammeln zwar Daten, doch der eigentliche Versand erfolgt über Geräte – im englischen „devices“. Es gibt unzählige Geräte und diese sind mehr oder weniger komplex. Je nach Komplexitätsgrad versenden sie „nur“ Daten oder empfangen darüber hinaus selbst Daten, Instruktionen oder Firmware-Updates.
Geräte-Management
Je nachdem wie umfangreich Sie Ihr IoT-Projekt gestalten möchten, könnten Sie es mit 5 oder 100.000 Geräten zu tun haben. Das hat Auswirkungen auf die Art der Verbindung und Kommunikation zwischen den Geräten, die Datenspeicherung, das Monitoring und die Instandhaltung. Betrachten wir die einzelnen Aspekte genauer:
- Verbindung & Konnektivität
Jedes Gerät muss die erfassten Messungen als Daten weiterkommunizieren. Dafür kommen prinzipiell verschiedene Übertragungsarten in Betracht: kabelgebunden, per WiFi, 5G, Bluetooth, LPWA, LoRa® und viele mehr. Jedes Gerät unterstützt unterschiedliche Kommunikationsprotokolle und Übertragungsmöglichkeiten.
- Authentifizierung
Daten (und besonders Kundendaten) sind wertvoll und müssen geschützt werden. Hier ist sicherzustellen, dass nur eigene Geräte im Netzwerk sind und Daten nur an die eigene IoT-Plattform gesendet werden. Gewöhnlich wird dies mittels einer einzigartigen ID sichergestellt.
- Monitoring & Wartung
Sie benötigen jederzeit einen Überblick über Ihre Geräte, um Stillstände und Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Dazu tragen u.a. Firmenwareupdates und das schnelle Fixen von Bugs bei.
Edge Installationen
Wenn Daten direkt an der „Edge“ verarbeitet werden, meint dies, dass sie nah am Entstehungsort verarbeitet werden (z.B. direkt in der Produktionshalle). Dies ist immer dann hilfreich, wenn es darauf ankommt, schnell zu handeln. Wenn Daten erst einmal in die Cloud hochgeladen werden müssen, diese dort verarbeitet werden und das Ergebnis zurückgesendet werden muss, ist dies zeitaufwändig. Dadurch kann bereits ein möglicher Schaden eingetreten sein.
Digitaler Zwilling
Eine weitere Überlegung im Auswahlprozess für Ihren IoT-Partner (und für den entsprechenden Business Case) sollten digitale Zwillinge sein. Bei einem digitalen Zwilling handelt es sich um eine digitale Abbildung eines physischen Objektes.
Wenn Sie beispielsweise einen 3D-Drucker besitzen und etwas ausdrucken, wäre die Druckdatei eine virtuelle Abbildung des physischen Objektes. Mit digitalen Zwillingen lassen sich großartige Simulationen und Analysen durchführen. Je nach Branche sollten Sie die Potenziale genauer evaluieren.
IoT Plattform
Ihre IoT-Plattform bringt alle Sachen rund ums IoT zusammen. Dort verwalten und überwachen Sie alle Verbindungen, führen Analysen aus und integrieren die Daten mit anderen Anwendungen (um sie letztlich dort nutzbar zu machen). Die Plattform fungiert damit als großer Daten-Hub, der Daten von allen Sensoren und Orten in der Cloud zusammenbringt.
Daten
Was wäre das IoT ohne Daten? Wenn Daten das neue Öl sind, kann man davon nicht genug haben, oder? Machen Sie sich trotz des viel bemühten Bonmots Gedanken darüber, wie viele Daten Sie wirklich und vor allem in welcher Form benötigen, um sie sinnvoll auswerten zu können. Auch Speicherplatz ist (gerade bei langfristig laufenden Projekten) ggf. mit nicht unerheblichen Kosten verbunden.
Integration & Analytics
Behalten Sie bei der Entscheidung, welche Messungen Sie durchführen (und welche Daten erfasst werden), immer das eigentliche Ziel Ihres IoT-Projekts im Blick. Denken Sie voraus und überlegen Sie, wie Sie ihr digitales Gold analysieren möchten, und wie genau Sie eine Verbesserung Ihrer Geschäftsabläufe voranbringen soll. Prüfen Sie, ob es bereits Tools gibt, die diese Aufgabe übernehmen können (und diese ggf. „nur“ angebunden werden ) oder ob Sie neue Software anschaffen müssen.
Die Entwicklung des Internets der Dinge im Überblick.
Bestehende IT-Landschaft
Das digitale Ökosystem Ihres Unternehmens muss den Bedürfnissen aller Abteilungen und derer Teilsysteme gerecht werden. Die Anforderungen an IoT-Daten fallen dementsprechend unterschiedlich aus. Neue Datenquellen können vollkommen neue Prozesse erfordern (aber auch ermöglichen). Prozessintegration ist deswegen mindestens genauso wichtig wie Datenintegration und ausschlaggebend für das Gelingen von IoT-Projekten.
Welche Anbietern eignen sich für die Umsetzung eines IoT-Projektes?
Die Weichen für den Erfolg eines IoT-Projektes werden oft schon bereits im Auswahlprozess gestellt. Die alles entscheidenden Fragen sind:
- Mit welcher Art Anbieter möchten Sie zusammenarbeiten?
- Welcher Anbieter kann Ihre Anforderungen am besten erfüllen?
IoT-Projekte sind komplex, denn sie basieren auf dem Einsatz verschiedener Technologien, die in der Regel nicht von einem einzigen Anbieter stammen. Mit diesen Anbietern sollten Sie sprechen, wenn Sie auf der Suche nach einer IoT-Lösung sind:
Lösungsanbieter
Für jede Branche gibt es Anbieter, die für Unternehmen mit spezifischen Anforderungen fachgerechte Gesamtlösungen entwickelt haben. Wenn Sie nach einer IoT-Lösung für die typischen Herausforderungen Ihrer Branche suchen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass bereits eine Lösung dafür existiert. Die Optimierung der Fertigung für produzierende Unternehmen ist ein Beispiel dafür das es bereits hervorragende Lösungen gibt.
Reseller
Reseller verkaufen die IoT-Plattformen anderer Anbieter – üblicherweise über die Cloud. Meistens haben diese Anbieter Partnerschaften mit anderen Unternehmen aus IoT-relevanten Bereichen (wie Geräteverwaltung oder Systemintegration). Damit können Reseller Unternehmen helfen, ihr IoT-Ökosystem unkompliziert und aus einer Hand aufzubauen.
IoT-Netzwerkanbieter
Diese kommen oft aus der Telekommunikationsbranche und ähneln in vielerlei Hinsicht den Lösungsanbietern und Resellern. Sie verkaufen wie Reseller die IoT-Plattform eines anderen Anbieters und sind wie Lösungsanbieter meist auf Branchenlösungen spezialisiert. Als Telekommunikationsunternehmen können sie zusätzlich jedoch ein eigenes Netzwerk anbieten und so die Kommunikation in Ihrem IoT mit abdecken.
Plattformanbieter
Lösungsanbieter, Reseller oder interessierte Unternehmen beziehen die Plattform, also das software-seitige Gerüst, für ihre IoT-Projekte von Plattformanbietern. Die Plattformen sind mehr oder weniger komplex, können teils von einfachen Anwendern, teils nur von einer Heerschaar an Entwicklern bedient werden.
Beachten Sie bei der Auswahl: Sie werden meist nicht nur mit einem einzelnen Anbieter für Ihr IoT zusammenarbeiten. Je nach Anforderungen und benötigten Services werden viele Anbieter andere Unternehmen mit einbeziehen, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Drei Typen von IoT Plattformen
IoT-Plattformen verfolgen unterschiedliche Philosophien. Vor Ihrer Entscheidung für einen Anbieter sollten Sie wissen, welche drei Optionen Sie haben:
- Entwickler-Plattform
Diese Art von IoT-Plattform ist am wenigsten weit entwickelt. Open Source Anbieter setzen gewöhnlich auf diesen Ansatz. Auf der einen Seite gibt Ihnen diese Art von Plattform große Freiheiten bei der Ausgestaltung Ihres IoT. Sie können sich frei für eine Programmiersprache entscheiden, sind nicht an die Restriktionen von Service Development Tools gebunden und müssen sich nicht auf nativ unterstützte Geräte beschränken. Auf der anderen Seite bedarf es viel Zeit, Wissen und Ressourcen, um eine funktionierende Lösung an den Start zu bringen. - Plattformen mit Gebrauchsanweisung
Dieser Typ von Plattform bringt alle Zutaten mit, die Sie für eine umfassende IoT-Lösung benötigen. Der Anbieter gibt Ihren Entwicklern Hilfe in Form von Software Development Tools an die Hand und stellt eine Cloud bereit, in der der geschriebene Code direkt gespeichert und verwaltet wird. Solche Plattformen stammen oft von Unternehmen aus dem Cloud-Bereich und deren IoT-Angebote finden meist auch in den Umgebungen dieser Cloud-Anbieter statt. Da IoT nicht das Kerngeschäft dieser Anbieter ist, sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie sich an einen Cloud-Anbieter binden wollen. - Sofort nutzbare Plattformen
Wollen Sie direkt loslegen und nicht sehr viele Ressourcen in die Entwicklung stecken, sollten Sie sich für diese Art Anbieter entscheiden. Diese Option kommt außerdem Ihren Fachabteilungen (z.B. OT) und -experten entgegen, die nicht unbedingt IT-affin sind, aber Innovationen in Produkt und Prozessen voranbringen.
Hosting und Skalierung
Sie können im Markt zwischen einigen Varianten wählen, wenn es um das Hosting für Ihre IoT-Plattform geht. Zusammengefasst lassen sich die Angebote auf folgende Typen herunterbrechen:
Software-as-a-Service (SaaS)
Mit diesem Cloud-basierten IoT können Unternehmen sofort mit der Arbeit beginnen. Reseller und Lösungsanbieter setzen in der Regel auf diesen Ansatz. Hardware, Softwareinstallation und Coding werden komplett vom Anbieter übernommen, sodass Sie Geräte direkt anschließen und Daten sammeln können. SaaS-Plattformen werden gewöhnlich in Cloud-Umgebungen zusammen mit vielen weiteren Kunden gehostet – Zugang und Daten werden allerdings nicht geteilt.
Dedicated Cloud Plattformen
Bei dieser Art des Hostings erhalten Sie vom Cloud-Anbieter einen komplett eigenen Bereich, der nur für Sie und Ihr Unternehmen bestimmt ist. Je nach Anbieter wird die Software ebenfalls als Software-as-a-service angeboten.
On-premises
Wieder andere Anbieter erlauben die Installation ihrer Angebote auf Hardware oder Cloud-Infrastruktur, die dem Kunden gehört. Damit sichern sich Unternehmen die volle Kontrolle über Update-Zeitpläne, Security und Skalierung. Der Nachteil: Gleichzeitig müssen Sie sich um all diese zusätzlichen Dinge kümmern, was die Komplexität des Projektes weiter vergrößert.
Einen Business Case erstellen
IoT-Projekte mögen komplex sein, doch mit einem sorgsam ausgearbeiteten Business Case (und der richtigen Plattform) lohnt sich die Anstrengung. Hier sind Aspekte, die Sie bei der Ausarbeitung Ihres Business Case beachten sollten:
Ziele im Blick behalten
Führen Sie IoT nicht um der Technologie Willen ein, sondern richten Sie Ihr Projekt an Ihren Unternehmenszielen aus. Prüfen Sie, ob IoT Ihre Anforderungen wirklich erfüllt, denn die IoT-Einführung ist ein Langzeitinvestment. Die entsprechenden Ziele sollten Sie daher bei allen Entscheidungen im Hinterkopf behalten. Die alles entscheidende Frage ist: Was wollen Sie mit Ihrem IoT-Projekt erreichen?
Mit der richtigen Herangehensweise können Sie schnell Ergebnisse mit dem IoT liefern.
Stakeholder einbinden
Wenn Sie sich Gedanken über das Ziel Ihres IoT-Projektes gemacht haben, sollten Sie andere von der Lösung betroffenen Abteilungen und Mitarbeiter ansprechen und nach Ihren Anforderungen fragen. Typischerweise sind dies:
- Fachabteilungen
- Einführungsteam (Hard- und Software)
- Datenschutzbeauftragter
- Juristische Abteilung
- Einkauf
Go-to-Market-Strategie
Einer der wichtigsten Ansatzpunkte für den Erfolg Ihres IoT Projektes ist Ihre Go-to-Market -Strategie (GTM), der Fahrplan für alle Entscheidungen. Mit dem GTM definieren Sie Ihre Zielgruppe, das Produkt, notwendige Serviceleistungen, Vertriebsarten und mögliche Konkurrenten. Denken Sie beim GTM immer daran, dass zusätzliche IoT-Anwendungen mit der Zeit hinzukommen könnten.
Integration in die bestehende Systemlandschaft
Wie generiert das IoT Werte? Es geht natürlich um Daten, also sollten Sie einen genauen Plan haben, wie Sie die Daten nutzbar machen. Folgende Fragen helfen:
- Wie und in welcher Form sollen die User die Daten nutzen?
- Wird ein Zugang direkt an der Edge benötigt?
- Können alle gewünschten Auswertungen direkt in der IoT-Plattform durchgeführt werden oder muss ein anderes System angebunden werden?
Anbieter-Auswahl
Hier gibt es zahlreiche Aspekte, die man anführen könnte, doch ein Punkt ist von enormer Bedeutung. Stellen Sie sicher, dass der Anbieter Ihrer Wahl alle gewünschten Geräte unterstützt, die benötigten Daten erhebt, die relevanten Analysen durchführt und die notwendigen Integrationen bereitstellt.
Anbieter-Bindung
Es gibt Unterschiede darin, welche Freiheiten die Anbieter Ihren Kunden gewähren. Es kann ein großes Risiko sein, wenn man sich zu sehr an einen Anbieter und sein Ökosystem bindet, denn der Absprung fällt schwer, wenn alles auf eine Lösung ausgerichtet ist (die aber vielleicht irgendwann nicht mehr den Anforderungen genügt). Achten Sie daher genau auf die Antworten zu diesen Fragen:
- Kann der Cloud-Partner frei gewählt werden?
- Kann der Hardware-Partner frei gewählt werden?
- Wird die bestehende Systemlandschaft angebunden oder sind neue Lösungen erforderlich?
- Werden die eigenen Prozesse, Standards und regulatorischen Anforderungen unterstützt?
Sicherheit
Wie bei jedem IT-Projekt sollten Sie auch beim IoT darauf achten, sensible Unternehmensinformationen zu sichern. Wenn Sie die Verwaltung Ihres IoT komplett selbst übernehmen, steigt der Aufwand hierfür immens. Dies kann ein entscheidender Faktor sein, für welche Art Plattform sich ein Unternehmen entscheidet, denn betreute Plattformen garantieren einen hohen Grad an Sicherheit.
Ergebnisse überprüfen
Viele IoT-Projekte werden angestoßen, um das Unternehmen effizienter zu machen und damit Geld zu sparen. Sie sollten regelmäßig überprüfen, welchen Nutzen das IoT Ihrem Unternehmen bringt.
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